Kirchentag diskutiert über Krieg und Klima

Der Kirchentag beschäftigt sich im Juni mit den großen gesellschaftlichen Debatten. Bundespräsident und Kanzler sind mit dabei, wenn evangelische Christen über die Zukunft des Glaubens, den Klimawandel und den Krieg in der Ukraine diskutieren.
Von Norbert Schäfer
Kirchentagspräsident Thomas de Maizière und Generalsekretärin Kistin Jahn

Vom 7. bis 11. Juni findet in Nürnberg der 38. Evangelische Kirchentag statt. Er steht in diesem Jahr unter dem Motto „Jetzt ist die Zeit“. Am Donnerstag haben Kirchentagspräsident Thomas de Maizière und Generalsekretärin Kristin Jahn das Programm vorgestellt. Zu den prominenten Gästen, die mit den Kirchentagsbesuchern über gesellschaftlichen Debatten wie Krieg und Klimawandel diskutieren, gehören unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der eine Bibelarbeit halten wird, und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der auf dem Kirchentag zu Fragen der Zeit Stellung beziehen soll.

„Wir leben in Zeiten erschūtterter Gewissheiten“, erklärte de Maizière zu Beginn der Programmpräsentation im DB-Museum in Nürnberg. „Frieden, Wohlstand, Überfluss, funktionierender Staat – das erschien uns immer selbstverständlich.“ Der Kirchentag soll nach Wunsch von de Maizière angesichts vieler Unsicherheiten Hoffnung schenken. „Wir leben in Zeiten erschütterter Gewissheiten. Unsere Losung ‘Jetzt ist die Zeit’ trifft den Nagel der Zeit auf den Kopf“, erklärte Thomas de Maizière zu Beginn der Programmpräsentation. „Wir setzen in den Krisen und den Unsicherheiten ein Zeichen der Hoffnung. Wir wollen mit unserer christlichen Botschaft Hoffnungsträgerinnen und Hoffnungsträger sein“, so der frühere Bundesminister am Donnerstag in Nürnberg.

De Maizière: „Es geht um die Zukunft des Glaubens“

Neben den gesellschaftlichen Debatten um den Krieg in der Ukraine und Waffenlieferungen an das Land, den Klimawandel, die Krisenfähigkeit der Demokratie, die Generationengerechtigkeit sollen die Kirchentagsbesucher noch über Menschenrechte, Macht, Verschwörung, Fakenews und Antisemitismus diskutieren. Ein Thementag widmet sich den Sachverhalten von Missbrauch und Verantwortung in Kirche und Gesellschaft. Programmpunkte und ein Audioguide beschäftigen sich zudem mit den Erinnerungsorten in Nürnberg und Fürth. Auch die Abwendung von der Kirche soll auf dem Kirchentag thematisiert werden. Allerdings wolle man sich „nicht beteiligen an selbstverliebten Debatten über Schrumpfungsprozesse“, erklärte de Maizière. Vielmehr gehe es „um die Zukunft des Glaubens“. Wie viele Pfarrer eingestellt werden müssten, sei nicht „Baustelle“ des Kirchentages, erklärte der Kirchentagspräsident.

Zu dem fünftägigen Treffen evangelischer Christen erwarten die Veranstalter rund 100.000 Besucher in der fränkischen Metropole. Darunter 3.000 Menschen in Chören und Posaunenchören. Die sollen nach dem Wunsch von de Maizière „so singen und spielen, dass die Erde bebt“. Kristin Jahn sieht im Kirchentag eine einzigartige Chance zum Dialog. „Wir versammeln Menschen an einem Tisch aus unterschiedlichsten Perspektiven. Wir wagen die Kontroverse, klug, engagiert und fair“, erklärte die Generalsekretärin.

Viele Promis dabei, Käßmann und Habeck fehlen

Neben Steinmeier und Scholz haben unter anderem auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz, die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, die Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), der Ministerpräsident des Freistaates Bayern, Markus Söder (CSU), der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Grüne), die ehemalige CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer, Schauspieler Samuel Koch, sowie der Arzt, Fernsehmoderator und Comedian Eckart von Hirschhausen zugesagt. Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann, die sich mehrfach in der Debatte um Waffenlieferungen an die Ukraine eingeschaltet hatte, sowie Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) haben nach Kirchentags-Angaben trotz Einladung auf die Teilnahme an dem Christentreffen verzichtet.

Auf die Kirchentagsbesucher warten im Juni insgesamt rund 2.000 Veranstaltungen, darunter rund 60 Bibelarbeiten, 300 Gottesdienste, zahlreichen Podiumsdiskussionen und Workshops, musikalische und kulturelle Veranstaltungen. Beim Eröffnungsgottesdienst auf dem Hauptmarkt der Stadt wird der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, predigen. Parallel dazu predigt die evangelische Theologin und Autorin Christina Brudereck an einem weiteren zentralen Ort der Stadt.

Der evangelische Kirchentag findet seit 74 Jahren an wechselnden Orten statt. Vom 7. bis 11. Juni ist der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg zu Gast. Er steht unter dem Leitwort „Jetzt ist die Zeit“, das auf einen Bibelvers aus dem Markus-Evangelium im Neuen Testament verweist. Präsident des Nürnberger Kirchentages ist der ehemalige Bundesminister Thomas de Maizière (CDU), das zentrale Büro des Kirchentages in Fulda leitet Generalsekretärin Kristin Jahn.

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