Meinung

Stasi-Keule und DDR-Vergleich: Ralf Schuler regt sich auf

Ex-Bild-Reporter Schuler will vor einem Mitläufertum in Deutschland warnen. Anstatt sachliche Argumente zu liefern, redet er sich in Rage und zieht unhaltbare Stasi-Vergleiche.
Von Swanhild Brenneke

„Generation Gleichschritt“ lautet der Titel von Ralf Schulers neuem Buch. Der ehemalige Bild-Journalist schreibt darin auf 240 Seiten von der Gefahr eines gedankenlosen „Mitläufertums“ in Deutschland. Er möchte darlegen, dass es kleine, aber lautstarke Interessengruppen in verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens gibt, die – obwohl sie in der Minderheit sind – jegliche Gegenstimmen unterdrücken. Andere Menschen ließen sich von diesen Gruppen für deren Zwecke vereinnahmen.

So besteht das Buch denn auch aus einer Aufzählung von zahlreichen Beispielen und Ereignissen, in denen Schuler die Gefahr einer „Generation Gleichschritt“ vermutet. Sehr häufig kommt der Begriff „Regenbogenfahne“ zur Sprache und eine Transgender-Community, die aus Schulers Sicht keinerlei Kritik an den eigenen Bemühungen dulde, und versuche, anderen ihre Ansichten aufzuzwingen. Dem Autoren schlägt es mehr als einmal im Buch übel auf, dass die Regenbogenfahne als Flagge und Aufkleber Eingang in vielen Lebensbereichen gefunden hat. Ganz besonders stört ihn das bei seinem alten Arbeitgeber, dem Axel-Springer-Konzern: „An allen Eingängen der Springer-Zentrale finden sich inzwischen Regenbogen-Aufkleber mit der Aufschrift ‚LGBTQ Safe Zone‘, als würden Transsexuelle in Deutschland regelmäßig durch die Straßen getrieben und könnten sich zu Springer flüchten.“

Aber auch die Bemühungen von Klimaschützern, die sich für ihr Anliegen einsetzen, ohne – so scheint es für Schuler – Gegenmeinungen zuzulassen und angeblich sogar Politiker vereinnahmen, geht ihm gegen den Strich. Gleichermaßen werden die Themen Corona-Politik, Migration oder Meinungsvielfalt im Öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Gender-Sprache behandelt.

Mit manchen Dingen liegt Schuler im Kern gar nicht so falsch. Zum Beispiel, wenn er kritisiert, dass der Ravensburger Verlag seine Winnetou-Bücher wegen angeblicher rassistischer Stereotype aus dem Programm nahm – musste das wirklich sein? Auch ist es Tatsache, dass die Diskussionskultur in den Sozialen Medien rau ist und Kritiker, die eine unpopuläre, aber legitime Meinung äußern, schnell mal öffentlich an den Pranger gestellt werden.

Deplatzierte Stasi-Vergleiche

Die Art und Weise, wie Schuler Kritik übt, ist aber weitestgehend unangebracht und zeugt in vielen Bereichen von maßloser Übertreibung. Eine sachliche Auseinandersetzung mit den Themen findet nicht statt. Im Folgenden exemplarisch einige Dinge, an denen sich Schuler abarbeitet, und einige Abschnitte des Buches, die besonders sauer aufstoßen:

An vielen Stellen findet man – passend zum Titel des Buches – völlig deplazierte Stasi- und DDR-Vergleiche. „Der Vorgang steht exemplarisch für den Trend, dass man sich immer häufiger verdächtig macht, wenn man ‚mit negativem Bann belegte Personen‘ trifft. Eine solche gesellschaftliche Atmosphäre erinnert mich an Stasi-Zeiten“, schreibt der in Ostberlin aufgewachsene Schuler zum Beispiel, als er über den harschen Umgang mit Kritikern in den Sozialen Medien schreibt. Belege dafür, dass man sich „verdächtig macht“ oder inwiefern das in eine Verfolgung durch den Staat mündet, nennt er nicht.

Zu seiner Kritik am Werben für Verständnis für die LGBTQ-Community schreibt er: „Man darf es dahingestellt sein lassen, ob die sexuelle Orientierung von Mikro-Minderheiten zum drängendsten Problem unserer Zeit gehört. Allerdings sind solche gesellschaftsübergreifenden Gleichschritts-Aktionen ganz gewiss auch ein leicht verständliches Signal an alle, hier bitte nicht abseits zu stehen oder gar Kritik zu üben. Die staatlich organisierte Überwältigung der Öffentlichkeit in DDR-Manier kommt heute mit dem gleichen Anspruch auf ‚geschlossene Reihen‘ daher: Wer ausschert, fällt in Ungnade und muss eliminiert oder eingeebnet werden.“ Man kann darüber diskutieren, in welchem Maße Gender-Sprache Sinn macht und auch darüber, inwieweit es sinnvoll ist, dass sich Unternehmen und Konzerne den Regenbogen auf die Fahne schreiben. Ganz sicher wird in Deutschland aber niemand „eliminiert“, wenn er daran Kritik übt.

Die zahlreichen Stasi- und DDR-Vergleiche sind völlig unangebracht. Herrschten in Deutschland tatsächlich vergleichbare Zustände wie damals, dürfte Schuler ganz sicher nicht so frei seine Meinung äußern und dieses Buch ohne Probleme veröffentlichen. Allerdings muss man heute mit Widerspruch rechnen.

Verteidigung rechter Positionen

Sehr problematisch ist eine Verteidigung für rechte Positionen, die immer wieder zwischen den Zeilen durchzuscheinen vermag. Zum Beispiel, wenn Schuler den Schriftsteller Uwe Tellkamp verteidigt, der mit seiner „Migrationskritik“ ja so oft keine Räume mehr für seine Lesungen finde und von Buchhändlern wieder ausgeladen werde. Tellkamp steht in der Kritik, extrem rechte Positionen zu verbreiten. In der Flüchtlingskrise 2015 unterstellte er, die meisten Asylsuchenden würden nicht vor Krieg und Verfolgung fliehen, sondern angeblich hätten „über 95 Prozent die Absicht“, das deutsche Sozialsystem auszunutzen. Vor kurzem bezweifelte der Schriftsteller die im Dezember 2022 öffentlich gewordenen Umsturzpläne der sogenannten „Reichbürger“. Tellkamp als „Migrationskritiker“ zu beschreiben, ist wohl eher eine Verharmlosung.

Die AfD stellt Schuler als eine normale Oppositionspartei dar, die darunter leide, von Veranstaltungen ausgeladen zu werden – kein Wort zu den oftmals rechten Positionen der Partei oder der Tatsache, dass sie vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft wurde.

Auch Politiker wie den CSUler Peter Gauweiler lobt Schuler ausführlich für seinen Mut und seine unbeliebte Gegenposition zur Eurorettungspolitik. Von dessen zweifelhafter Sympathie zu Putin, dass der Politiker Verständnis für die russische Politik nach Annexion der Krim äußerte und sich kritiklos für gute Beziehungen zwischen Russland und Deutschland und für eine Partnerschaft zwischen den beiden Ländern aussprach, liest man nichts.

Ein weiteres Indiz für die Gefahr einer „Generation Gleichschritt“ sieht Schuler darin, dass man beim Axel-Springer-Verlag seit einiger Zeit nicht mehr von „Behinderten“ sprechen und die Formulierung „an den Rollstuhl gefesselt“ nicht mehr nutzen solle, denn das erinnere an Folter und Leid – eine völlig nachvollziehbare Feststellung des Unternehmens. Zudem ist unter anderem eine Wendung wie „Menschen mit Behinderung“ schon lange im öffentlichen Sprachgebrauch angekommen und es erschließt sich nicht, wieso das eine Unterwerfung unter spezielle Interessengruppen darstellen sollte.

Gefühlsduselei und Drama

Hinweise auf den Klimawandel, zum Beispiel beim Wetterbericht im Fernsehen, bezeichnet Schuler als „klimapolitische Marschrouten“ und erklärt, man müsse auch „alternative Erwärmungsursachen“ diskutieren.

Zwischendrin liest man gefühlsduselige und überdramatisierte Aussagen, die jeglicher Grundlage entbehren: „Die Angst geht um in Deutschland: Es ist eine unsichtbare, schleichende Angst, die wiederum Angst davor hat, sich selbst zu zeigen.“ Das klingt nach bester Boulevard-Manier. Doch von seinem alten Arbeitgeber, der Bild-Zeitung, will sich Schuler ja so weit wie möglich distanzieren. Das macht er im Prolog mehr als deutlich. Dort findet sich die komplette Geschichte seines Weggangs von Bild, die sich wie eine Abrechnung liest – und mit dem eigentlichen Thema des Buches nicht viel zu tun hat.

Richtiggehend überheblich liest sich ein Absatz über das geplante Selbstbestimmungsrecht beim Geschlecht. Keine Überraschung, dass sich Schuler auch damit beschäftigt, sind Transgender-Themen doch überproportional häufig im Buch vertreten. So schreibt er über intersexuelle Menschen, die sich durch zum Beispiel genetische Abweichungen biologisch tatsächlich nicht dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zuordnen lassen: „Nach offiziellen Angaben betrifft das 0,007 Prozent der Neugeborenen. Man kann darüber diskutieren, ob es einer so winzigen Minderheit nicht zuzumuten ist, einen der beiden anderen biologischen Geschlechtseinträge zu akzeptieren, oder ob es nicht andere Lösungen gegeben hätte.“ Über Menschen zu urteilen, in deren Empfindungen und Lebenswelt sich wahrscheinlich kaum jemand außer sie selbst hineinversetzen kann, ist arrogant und empathielos.

NS-Vergleiche, die beschämen

Wenig hilfreich ist es auch, dass Schuler im Laufe seiner Aufzählung dessen, was seiner Meinung nach alles schief läuft in Deutschland, viele Textpassagen aus Büchern des Spiegel-Journalisten René Pfister zitert. Der sieht ebenfalls die Meinungsfreiheit bedroht, lebt aber als Korrespondent in Washington und beschreibt immer die USA als Ausgangssituation. Schuler zitiert leider ausschließlich Passagen, die sich auf die USA beziehen und macht „westliche Welt“ daraus. Sein einziger Beleg, dass Pfisters Kritik auch hierzulande zutreffen könnte, sind Formulierungen wie: „Ähnliches trifft leider inzwischen auch auf die Situation an deutschen und europäischen Universitäten zu.“ Was denn nun genau?, fragt man sich, bekommt aber keine Antwort.

Traurige Höhepunkte des Buches sind Vergleiche mit dem Nationalsozialismus. Zur angeblichen Intoleranz gegenüber Andersdenkenden in Deutschland und zum angeblichen Versuch, unliebsame Kritiker mundtot zu machen, zieht Schuler folgenden Vergleich: „Ein solches Denken, das in Marx’ historischem Materialismus fest verankert war und auch im ‚tausendjährigen Reich‘ Adolf Hitlers eine klare Wegbeschreibung zur idealen Gesellschaft lieferte, ein solches Denken führt schnell zum herablassenden und verachtenden Blick auf jene, die ‚noch nicht so weit‘ sind. In der aggressiveren Ausformung schwindet dann die Toleranz gegenüber diesen Dissidenten, Reaktionären, Abweichlern, Bremsern, die sich dem gewissermaßen gesetzmäßigen Fortgang der Geschichte in den vorbestimmten Weg stellen. Am blutigen Ende stehen, wie wir schmerzhaft erfahren mussten, Säuberungen und Massenmord.“ Eigentlich wäre es unnötig zu sagen, dass Nazi-Vergleiche in jeglicher Form völlig unangebracht und deplaziert sind. Schließlich ist es blanker Hohn gegenüber allen Opfern des Nationalsozialismus, Vergleiche zu einer Epoche der Geschichte zu ziehen, die in ihrer Grausamkeit ihresgleichen sucht.

Leider geht es in ähnlicher Manier und mit diversen Beispielen zu genannten Themen weiter – bis man beim Epilog angelangt ist und sich freut, dass man durchgehalten hat. Doch statt einiger Nachworte geht es in eine neue Runde mittlerweile bekannter Kritik rund um Transgender, Regenbogen oder Klima. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren: Schuler hat sich mittlerweile so in Rage geredet, dass er gar nicht mehr aufhören kann.

Für einen Journalisten ist das Buch ein mehr als schwaches Bild. Sollte man doch meinen, als Vertreter dieses Berufsstandes hätte man es gelernt, seine Überzeugungen faktenbasiert darzulegen und könne seine Kritik mit dem nötigen Respekt gegenüber denjenigen äußern, die man kritisiert.

Schade, denn natürlich gibt es auch Beispiele, in denen Menschen in Deutschland aufgrund ihrer Überzeugungen Nachteile erfahren. Diese Debatte muss geführt werden. Dabei helfen aber weder maßlose Übertreibungen noch Nazi-Vergleiche weiter.

Mit seinen oft unzureichend belegten Behauptungen und pauschalen Urteilen stellt sich Schuler jedoch nicht besser dar als diejenigen, an denen er Kritik übt. Man spürt durch jede Zeile eine Feindseligkeit zu seinen „Gegnern“. Anstatt sachlich zu kritisieren, macht er sie runter und möchte sie als dumm oder ungebildet dastehen lassen. Schuler scheint sich kaum ansatzweise mit den Anliegen seiner Gegner auseinandergesetzt zu haben. Das lässt das ganze Buch selbst lächerlich dastehen. Und was er er seinen Gegnern vorwirft, trifft auf ihn selbst zu.

Ralf Schuler: „Generation Gleichschritt“, 240 Seiten, Fontis, 22,90 Euro, ISBN 9783038482604

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26 Antworten

  1. „Ganz sicher wird in Deutschland aber niemand „eliminiert“, wenn er daran Kritik übt.“
    Oh, doch – denke gerade an Maaßen oder Sarrazin: der Parteiausschluss ist auch so eine Eliminierung um kritische Gegner mundtot zu machen. Ganz aktuell. Schuler übertreibt nicht.

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    1. Sowohl Herr Sarrazin als auch Herr Maaßen können überall ihre Ansichten äußern und tun das auch.
      Von mundtot kann hier nicht die Rede sein.
      Als Mitglied einer Partei stimmt man allerdings auch bestimmten Regeln und Grundsätzen zu. Genauso wie in jedem Verein. Und wenn man diese Grundsätze nicht mehr teilen will, kann man eben auch kein Mitglied mehr sein.
      So ist die Faktenlage und der Sachverhalt.

      Aber Fakten und Sachlichkeit spielen eben in einem gewissen gesellschaftlichen Milieu keine Rolle mehr – dessen Vertreter auch Herr Schuler ist. Da geht es nur um Übertreibungen, verschwörerische Vermutungen, Missbrauch/ Umdeutung von Begriffen und das immergleiche weinerlich-narzisstische Nicht-Ertragen-Können von Kritik und von anderen Meinungen.

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      1. Überhaupt nicht. Herr Schuler hat seine ganze vorherige Existenz aufgegeben, weil der die Zustände nicht mehr mitmachen wollte. Sein gutes Recht. Hätten Sie soviel Rückgrat wie er???

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        1. Ich hätte als Journalistin und Christin schonmal das Rückgrat, gar nicht erst bei der BILD anzufangen. Ich habe ja auch noch ein Gewissen und Gottes Gebote als Maßstab.
          Sie dürfen natürlich auch weiterhin jemanden als guten Mann und quasi-Märtyrer feiern, der sein Geld mit Halbwahrheiten und der Missachtung der Würde anderer verdient und sich, kaum dass er sich von einem BILD-Chef verabschiedet hat, schon dem anderen verpflichtete. Von wegen Existenzaufgabe…

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          1. Ist für Sie rechts gleichzusetzen mit rechtsextrem? Wenn nicht, was ist dann an rechten Gedanken verwerflich, wenn mit rechter Politik die Politik der Vormerkel-CDU gemeint ist – was bei Schuler ja erkennbar der Fall. Schuler ist mir nicht unbekannt, aber das Bild, das sie von ihm zeichnen schon.

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        2. Natürlich sein gutes Recht. Und trotzdem stimme ich Kaja vollkommen zu, da kann man auch nicht viel ergänzen außer: laut Wikipedia hat Herr Schuler im Oktober fristlos gekündigt und im November bei Julian Reichelt angefangen. Das hat für mich ziemlich wenig mit Rückgrat zu tun!
          Im übrigen Frau Brenneke: vielen Dank für Ihren meiner Ansicht nach fundierten Beitrag! Mutig, was Sie hier schreiben und: warum überrascht es mich nicht, wie hier plötzlich losgelegt wird und wieder einmal in aller Freiheit der Untergang der Freiheit heraufbeschworen wird. Ich bin auch Ihrer Meinung, dass eine sachliche Diskussion über einiges, das tatsächlich zu kritisieren ist, mit Herrn Schuler und seinen Freunden und Fans nicht zustande kommt. Und das ist eigentlich schade.

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      1. Genau. Da ist die Argumentation seiner Anhänger dieselbe. Er würde mundtot gemacht. Bei einem YouTube Kanal mit 46.200 Abonnenten!! Mundtot ist etwas ganz anderes.
        Und wenn er sich mit den Positionen seines derzeitigen Arbeitgebers nicht identifizieren kann oder sich nicht an dessen Grundsätze hält, hat sowohl er jede Freiheit, selbst eine eigene freie Gemeinde zu gründen und dort seine eigene Lehre zu verbreiten. Und seinem Arbeitgeber steht es auch zu, ihn zu entlassen.

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        1. Die Fälle Schuler und Latzel liegen doch Lichtjahre auseinander. Nicht vergleichbar.

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        2. Bei Latzel sind die Dinge nochmal anders gelagert: Der Dachverband der Bremer Evangelische Kirche hat ein Problem mit ihm, innerhalb seiner Gemeinde hat er hingegen starken Rückhalt. Die Kirchengemeinden in Bremen sind deutlich autonomer („Richtungsgemeinden“) als in anderen Landeskirchen. Die zeitweige Suspendierung Latzels ging vom Dachverband aus, nicht von seiner Gemeinde.

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          1. Die Gemeinde ist ja auch nicht der Arbeitgeber, sondern die EKD.
            Übrigens: Bei Herrn Maaßen hat auch der „Dachverband“ ein Problem mit ihm. Seine „Gemeinde“ (Werteunion) unterstützt ihn ja, soweit ich weiß.

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    2. Ich weiß nicht, woher Sie Ihren Optimismus nehmen. Mir persönlich ginge eine Eliminierung von HG Maaßen oder Sarrazin deutlich zu weit. Für meine Zwecke langt es, wenn ich die schwachsinnigen Bücher von Sarrazin nicht lese und seine noch schwachsinnigeren Interviews nicht anhöre. Herrn Maaßen habe ich natürlich in social Media geblockt.

      Ich finde, das ist ausreichend. Ich habe nur wenig Zeit für diesen elenden, verhetzenden Unfug.

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  2. Ich hatte mir einen längeren Kommentar überlegt, aber das wären Perle vor die Säue werfen.

    Zwar habe ich das Buch noch nicht gelesen, aber die Rezension ist aus mehreren Gründen unterirdisch. Nicht nur, weil eine deutlich jüngere und vermutlich Westdeutsche jemanden, der den Großteil der DDR erlebt hat, absprechen möchte, wann ein DDR-Vergleich passend ist. Auch wäre mir neu, dass Marx ein Nazi war bzw. mit dem Nationalsozialismus in Verbindung stand, weshalb das Zitat oder die Empörung nicht ganz passend ist. Denn entweder wurde das Zitat nicht verstanden oder andere Stellen im Buch würde besser darlegen, was die Empörung berechtigt.

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    1. „Ich hatte mir einen längeren Kommentar überlegt, aber das wären Perle vor die Säue werfen.“ Was soll DAS denn heißen?

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  3. Herr Schuler geht in seinem Buch offenbar gegen Ideologien und Ideologen an. Da hat sachliche Kritik keine Chance. Als Journalist weiß er, dass er nur – wenn überhaupt – Gehör findet, wenn er mit „heißer Feder“ schreibt. Schuler hat gewiss recht, wenn er – zwar sehr zugespitzt – von Stasimethoden spricht. Der Jornalist Harald Martenstein – den ich sehr schätze – wurde auch wegen eines Artikels, der nicht in die Ideologie seiner Auftrageber paste, ausgegrenzt. Als in der DDR sozialiseirter Bürger, verstehe ich Herr Schuler sehr gut. Ich habe viele Kontakte mit Freunden und Bekannten, die in der BRD aufgewachsen sind. Sie „ticken“ gesellschaftspolitisch größtenteils anders. Wir ehemaligen DDR-Bürger waren schon immer kritisch gegen die „Obrigkeit“ und die Medien. Ich finde es sehr gut, wie Sie, Frau Brenneke, die „kritischen Ausführungen“ aus Schulers Buch herausgearbeitet haben. Das macht mir Lust, dieses Buch zu kaufen.

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  4. @IXOYE @A. Walter
    Ehemaliger DDR-Bürger ist nicht gleich ehemaliger DDR-Bürger. Es gibt in der Öffentlichkeit viele Stimmen ehemaliger regimekritischer DDR-Bürger und ich kenne persönlich auch mehrere in der DDR aufgewachsene Menschen, die sich vehement gegen solche Stasi-Vergleiche aussprechen und empört sind darüber, dass ihre „Landsleute“ das Unrecht des DDR-Regimes mit ihren unpassenden Vergleichen so verharmlosen und die Unfreiheit der DDR-Zeit völlig unangemessen auf die heutige freie gesellschaftliche und politische Situation übertragen.

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  5. Der Mann, Ralf Schuler, hat doch völlig recht. Ich habe höchsten Respekt vor ihm, der sich seine Einstellung wirklich etwas hat kosten lassen.

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  6. Ralf Schuler – geehrt mit der höchsten Journalistenauszeichnung, dem Theodor-Wolff-Preis – gehört zu den wenigen heutigen Spitzenautoren, die sich der SED-Diktatur verweigert haben und deshalb z.B. nicht studieren durften. Er hielt sich als Christ in atheistischem Umfeld zu einer oppositionellen Kirchengemeinde. Er hat von daher ein besonderes Gespür für Mitläufertum. Da ich als DDR-Reisekorrespondent viel Erfahrung mit der Stasi gemacht habe (samt Haftbefehl), kann ich seine Vergleiche mit der heutigen Situation voll nachvollziehen. Ich empfehle die Lektüre seines faktenreichen, spannend geschriebenen Buches ausdrücklich.

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    1. @H. Matthies
      Dass dieser Preis die höchste Journalistenauszeichnung ist, ist mir nicht bekannt (und innerhalb welcher Vergleichsgruppe? Ein Superlativ braucht immer etwas, womit er verglichen wird). Zudem erhielt Schuler ihn 1993, also noch lange vor seiner BILD-Zeit. Ein BILD-Journalist hat, wen wundert’s, übrigens noch nie in der ganzen Geschichte des Preises diese Ehrung erhalten.

      Erzählen Sie gerne: Wo und wie und durch wen werden Sie heute bespitzelt? Sind Sie oder Herr Schuler aktuell bedroht, verhaftet zu werden oder besteht gegen Sie ein Haftbefehl? Werden Sie oder Herr Schuler hier oder anderswo zensiert? Wird Herrn Schulers Buch verboten? Wird er von der Regierung gehindert, als Journalist zu arbeiten?

      Ich finde es unerträglich, dass Menschen, die ganz objektiv falsche Aussagen machen, nur aufgrund persönlicher Befindlichkeiten und der gefühlten Angst der eigenen Eitelkeit vor Bedeutungsverlust (das ist die Angst, die in gewissen Kreisen umgeht!) solche abstrusen DDR-Vergleiche ins Feld führen.

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    2. Ich war zwar hautsächlich erst nach 1989 in der DDR. Aber aus meinen vielen Kontakten mit dort sozialisierten Menschen, die ich in den letzten Jahrzehnten hatte, kann ich Helmut Matthies Darlegung nur unterstreichen.

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  7. @Kaja „Wo und wie und durch wen werden Sie heute bespitzelt?“
    siehe hier:
    „Essen ruft seine Bewohner dazu auf, Corona-Verstöße per Online-Formular zu melden. Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki spricht von „Denunziation“. Andere deutsche Großstädte wollen Essens Vorbild derweil nicht folgen.“
    https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/corona-in-essen-ruft-die-stadt-zur-denunziation-von-buergern-auf-17001551.html

    oder
    Kaja: „Werden Sie … zensiert?“
    siehe hier:
    „Zunächst wurde Wolfgang Thierse von der um Haltung ringenden SPD-Parteispitze zum Schandfleck erklärt, bevor man ihm halbherzig wieder die Hand reichte, andere nannten ihn gleich einen Nazi, als wollten sie die Intoleranz des identitätspolitischen Lagers noch einmal unterstreichen.“
    https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/uni-muenster-wolfgang-thierse-untermauert-kritik-an-identitaetspolitik-17306843.html

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    1. @Mia
      Ich hatte Herrn Matthies gefragt, wo ER IM MOMENT Bespitzelung und wo er HIER Zensur erlebt. Denn er berichtete von seinem Eindruck und verglich das mit seiner Zeit in der DDR.
      Und dabei schrieb er noch unter vollem Namen. Jemand, der Angst vor Bespitzelung hat oder dem ein Haftbefehl aufgrund seiner Meinungsäußerung droht, tut das gewiss nicht.

      Das, was Sie mir als Antwort geschrieben haben, beantwortet meine Frage nicht. Abgesehen davon hat beides mit Bespitzelung und staatlicher Zensur nichts zu tun. Da wäre ja auch jede polizeiliche Anzeige (weil jemand gegen geltendes Recht verstoßen hat) Bespitzelung. Hat aber mW noch nie jemand so bezeichnet. Aber in der jetzigen Zeit der erhitzten Gemüter und des persönlichen gefühlten Angegriffenseins und der egozentrischen Besserwisserei ist das wohl leider so, dass alles gleich übertrieben und mit der DDR und der Nazizeit verglichen werden muss.
      Ich stimme Veronika zu: Man kann über bestimmte Themen keine sachlichen und vernünftigen Diskussionen mehr führen mit bestimmten Menschengruppen, deren Ego permanent überempfindlich, wütend, angstbestimmt und im erregten Kampfmodus ist.

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  8. Gratulation zu diesem klaren Meinungsbeitrag und der Rezension des Buches! Ich freue mich, dass es im christlich-evangelikalen Bereich noch Journalisten/Journalistinnen gibt, die nicht hinter jedem radikalen Ansatz und jeder Randgruppe hinterherrennen und sich in ihrer Einseitigkeit auf Bibel und persönliche, verletzende Erfahrungen berufen, um ihre Meinung zu begründen (siehe den Kommentar von Herrn Matthies). Das läuft so seit Jahrzehnten und kommt glücklicherweise nur noch bei ganz wenigen an. So zumindest mein Eindruck und meine Hoffnung. Was ich sagen will: das „Prüfet alles und das Gute behaltet“ ruft uns zu Sachlichkeit auf, zu einem klaren Blick. Das gilt für alle, für Herrn Schuler ebenso wie für mich. Aber es sollte davor bewahren, alles und jeden pauschalisierend nieder zu schreiben, unsachliche Vergleiche anzuführen und Angst zu schüren. Das hat die Autorin dieses Beitrages eben nicht getan, meine Hochachtung!

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  9. A propos Gleichschritt: mir ist noch nie unter-gekommen, dass sich einer der öffentlich jammernden Herren (bezeichnenderweise sind es ja Männer, die da in vorderster Front sich beklagen) sich jemals über die FAKTENLAGE beschwert hätte, dass man sich seit Jahrhunderten einem bestimmten gesellschaftlich vorgegebenen Frauenbild angepasst habe („KKK“ usw) oder den Vorgaben der Modebranche oder jenen, die das große Geld haben, zB in der Energiebranche…

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  10. Es ist für mich erschreckend, dass hier von zwei seit langer Zeit wirkendenden Evangelikalen – Hr. Matthies und Hr. Steeb – der Vergleich des Autors unserer aktuellen Gesellschaft und Politik mit der DDR Diktatur bejaht wird. Welche ein Hohn für alle, die tatsächlich in der SED Diktatur aufwachsen und leben mussten. Ebenso erschreckend ist aus meiner Sicht der Jargon der (Neu)Rechten, der hier ganz offensichtlich bedient wird. Tröstlich ist für mich, dass sie aus meiner Wahrnehmung nicht mehr für die Mehrheit der Evangelikalen sprechen, sondern ihre eigene Splittergruppe bedienen. Diese allerdings sollte endlich aufhorchen und nicht solchen Persönlichkeiten hinterherlaufen, die offenkundig mit Jedem sympathisieren, der ihre persönlichen Glaubensansichten in Politik und Gesellschaft zu fördern vorgibt.

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  11. Ich bin doch etwas traurig über diese Rezension, die mit viel Emotion, Häme, Unverständnis und streckenweise mit Demagogie mehr zu tun hat, als mit einer Buchbesprechung. Freilich kann man das so machen. Dann muss man allerdings auch Sachkunde und Argumente mitliefern die standhalten. Danach sieht es hier aber nicht aus. Man sollte Meinungsstärke an sich noch nicht für ein starkes oder gar ausreichendes Argument halten. Man muss Herrn Schuler nicht mögen, seine Meinung nicht teilen, aber seine Expertise ist doch nicht durch ein bisschen Gezeter vom Tisch zu wischen. Ich habe sein Buch gerade durchgesehen und bringe es inhaltlich mit der von der Autorin vorgetragenen Kritik überhaupt nicht in Einklang. Das Buch ist gut geschrieben, gut belegt und argumentativ stark und sachkundig aufgebaut. Insbesondere durch mehr auf Texte eingehende Argumente und weniger aggressiv zur Schau getragenen Verstimmung hätte die Rezension erheblich gewonnen – oder fehlte es da dann doch an Argumenten? Ich bin jedenfalls froh das Buch selbst gelesen zu haben und wieder einmal darin bestärkt, dass es wichtig ist sich seine eigene Meinung zu bilden, nach Argumenten zu fragen und – im abgründigsten Sinne des Wortes – Schlagworten aus dem Weg zu gehen.

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