Arche-Gründer: „Mit Geld, Gebeten und Worten um unsere Kinder kämpfen“

Eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut bedroht ist. Arche-Gründer Bernd Siggelkow fordert deshalb 600 Euro Grundsicherung für jedes Kind.
Von Norbert Schäfer
Der Arche-Gründer und Leiter Bernd Siggelkow

2021 waren rund 2,9 Millionen Kinder unter 18 Jahren sowie rund 1,6 Millionen junge Erwachsene (18 bis unter 25 Jahre) in Deutschland armutsgefährdet – jedes fünfte Kind und jeder vierte junge Erwachsene. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann Stiftung.

„Kinder- und Jugendarmut ist seit Jahren ein ungelöstes strukturelles Problem in Deutschland“, teilte die Stiftung am Donnerstag mit. Die aktuellen Krisen und die damit einhergehenden Preissteigerungen hätten die Situation weiter verschärft. Die Stiftung fordert deshalb von der Politik: Die Vermeidung von Kinder- und Jugendarmut muss Priorität haben.

In Berlin lebt laut der Studie jedes vierte Kind in Armut. Für Bernd Siggelkow, Leiter und Gründer der „Arche Kinderstiftung“, ist das „auch nach 27 Jahren Arche immer noch ein Schock“. Der Pastor überschlägt: „Rechnet man die Kinder dazu, die in Nähe von Armut leben müssen, sind es 4,6 Millionen Kinder in unserem Land. Das ist eine Schande.“

Christen sollen für Kinder kämpfen

Die Bundesregierung lobe zwar das neue Bürgergeld, doch der „schöne Name für das stigmatisierende Hartz-IV kaschiert nur die Probleme der betroffenen Menschen“. Die Erhöhung der Bezüge würden komplett von der Inflation „gefressen“. Siggelkow: „Eltern und ihre Kinder müssen heute teilweise hungern. Die Mütter essen nicht mehr zu Mittag, um für ihre Kinder zu sparen.“ Kinder gehen oft ohne ein Frühstück in die Schule. „Gerade wir Christen müssen jetzt aufstehen und mit Geld, Gebeten und Worten um unsere Kinder kämpfen“, erklärt Siggelkow auf PRO-Anfrage, und weiter: „Wir brauchen starke Kinder, um unsere Zukunft zu meistern.“
Siggelkow fordert eine monatliche Kindergrundsicherung von 600 Euro für jedes Kind. 300 Euro davon sollten seiner Ansicht nach an Kitas und Schulen fließen, „der Rest auf das Konto der Kinder – nicht auf das Konto der Eltern“. Er fordert auch eine App, mit der Kinder bestimmte Leistungen unmittelbar abrufen könnten.

Die von der Ampel-Koalition geplante Einführung einer Kindergrundsicherung bewertet die Bertelsmann Studie als „richtigen und wichtigen Schritt“. Die Kindergrundsicherung müsse so gestaltet sein, dass „sie Armut wirksam vermeidet und an den tatsächlichen Bedarfen von Kindern und Jugendlichen orientiert“ sei. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat Mitte Januar ein Eckpunktepapier zur Kindergrundsicherung vorgelegt. Das sieht einen einkommensunabhängigen Garantiebetrag vor, der dann das heutige Kindergeld von 250 Euro pro Kind und Monat ersetzt, sowie einen nach Alter und Einkommen der Familie gestaffelten Zusatzbeitrag.

Kinder und Jugendliche gelten laut der Studie als armutsgefährdet, wenn sie in einem Haushalt mit weniger als 60 Prozent des mittleren Haushalteinkommens leben. Als arm gelten Kinder, wenn sie in einem Haushalt leben, der Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (bis 2022 SGB II/ Hartz IV, ab 2023 Bürgergeld) erhält.

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2 Antworten

  1. Ein Staat, der so großzügig in den Versuch investiert, den Frieden in Europa wiederherzustellen, sollte die geforderten 600,00 aufbringen können. Mit der Verringerung von traumatisierender Kinderarmut können auch viele Probleme im Land selbst angegangen werden: weniger (Jugend-)Kriminalität, Suchtverhalten, interfamiliäre Konflikte, Gewaltbereitschaft, mehr gesunde, nachhaltige Ernährung, besserd Bildungschancen u.v.m.

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