Der Theologe Reinhard Marx ist sich im Klaren darüber, dass auch mit „unseren Waffen“ Menschen in der Ukraine getötet werden. Für ihn seien die Waffenlieferungen aber das „kleinere Übel“. Schließlich müsse die Welt den Angegriffenen helfen.
Der Erzbischof von München bedauert aber im Interview mit der Welt am Sonntag, dass Pazifisten mittlerweile als Dummköpfe runtergemacht würden. „Man sollte den lieben Gott aus dem Spiel lassen, wenn Menschen Krieg führen“, sagte der Theologe im Blick auf die Ereignisse in der Ukraine.
Dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill warf er vor, das Konzept des „Heiligen Krieges“ zu predigen. Dieses gehöre aber aus Marx’ Sicht schon lange der Vergangenheit an. Marx bilanziert: „Im Angesicht der Krise des Religiösen gibt es zwei Irrwege: Der eine ist die Sentimentalisierung der Religion, Religion als reine ‚Erbauung‘, der andere ist die Politisierung“. Der zweite Weg feiere gerade die „fröhlichste Auferstehung“.
„Entscheidend ist es, die Hoffnung zu bezeugen“
Von seiner Kirche wünscht sich Marx, dass sie in Krisen nicht danach frage, wie es ihr besser gehen könne. Die Kirche leiste einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Entscheidend ist unser Auftrag, vom Evangelium her die Hoffnung zu bezeugen, dass alle Menschen Brüder und Schwestern sind.“
Im Rückblick auf sein bisheriges geistliches Leben sei „das Geheimnis Gottes größer und anziehender und die Person Jesu vielfältiger und attraktiver geworden“. Die Kirche sei dagegen mittlerweile etwas weniger wichtig. Er freue sich, wenn Menschen einmal über ihm sagen könnten „Dieser war auch mit dem Jesus von Nazareth“.
Die Missbrauchsproblematik hat aus seiner Sicht eine innerkirchliche Entwicklung beschleunigt: „Als Reaktion auf die Missbrauchskrise müssen wir als Kirche, gerade um der Evangelisierung willen, auch die strukturellen Dinge anschauen, die uns vor die Wand gefahren haben.“ Es müssten neue Wege der Macht- und Gewaltenteilung gefunden werden. Entscheidungen, wie die über die Zukunft eines Erzbischofs dürften nicht am „Volk Gottes“ vorbei getroffen werden. Es brauche hier transparente und nachvollziehbare Verfahren.
Der heutige Erzbischof von München und Freising Kardinal Reinhard Marx stammt aus Nordrhein-Westfalen. Er gilt als als einflussreichster Deutscher innerhalb der katholischen Kirche. 2020 verzichtete er auf eine erneute Kandidatur als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
6 Antworten
„Schließlich müsse die Welt den Angegriffenen helfen.“
Warum nur in diesem Krieg? Warum liefern wir dem Jemen keine Waffen, sondern dort stattdessen dem Aggressor Saudi-Arabien?
Hier geht es um eine Atommacht, die ein anderes Land aus fingierten Gründen angegriffen hat. Es geht um einen Menschen, der ein neues russisches Imperium mit allen Mitteln wieder herstellen will. Dadurch ist nicht nur die Ukraine gefährdet, sondern alle Staaten der ehem. Sowjetunion. Das ukrainische Volk hat sich für die Demokratie entschieden, die gegenwärtig die beste Gesellschaftsform darstellt.
Mit diesem Krieg wird die demokratische Nachkriegsordnung in frage gestellt und soll eine Rolle rückwärts gemacht werden.
Das ist etwas völlig anderes als die gegenwärtigen Kriege auf anderen Kontinenten. Putin MUSS Einhalt geboten werden, weil er eben sonst nicht aufhört!
Wenn immer möglich, sollte es OHNE unsere Waffenlieferung sein. Man sollte Waffenlieferungen immer nur als „ultima ratio“ sehen.
Ich begrüße die Stellungnahme von Kardinal Marx. Ich empfinde ihn als offen, ehrlich – und selbstkritisch.
„… der den Kriegen steuert in aller Welt, der Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt“ (Ps. 46,10).
Unsere Politiker wollen ohne die Hilfe Gottes regieren, Kirchenführer (Herr Marx) sagen: „Man sollte den lieben Gott aus dem Spiel lassen, wenn Menschen Krieg führen.“
Schaut der lebendige Gott nur noch „hilflos“ zu?
Mit den Plagen, mit dem Wetter, den Kriegen, den Erdbeben und den Hungersnöten hat der lebendige und allgewaltige Gott „NICHTS“ – mehr zu tun?
Haben wir die Ehrfurcht vor dem „lieben Gott“ verloren? Die Bibel sagt – „Eine feste Burg ist unser Gott“ – Psalm 46. Jesus Christus sagt: Sehet zu, dass euch niemand verführe. …Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; sehet zu, dass ihr nicht erschreckt. Das muss alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da. Denn es wird sich erheben Volk wider Volk und Königreich wider Königreich, und es werden Hungersnöte und Seuchen sein und Erdbeben da und dort. Das alles wird aber erst der Anfang der Wehen sein.“ (Matth. 4ff) Jesus ermahnt uns: „Denn so wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut – sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten, bis zu dem Tag, da Noah in die Arche ging; und sie erkannten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin …“ (Matth. 24, 38+39)
Laßt Euch nicht verführen von den Kirchenführern – die nur noch vom „lieben Gott“ reden.
Lieber Gruß, Martin Dobat
Du hast ja so recht , aber hälst du die Eindrücke des Krieges so lange aus ?
Gott hat auch gesprochen , rächt Euch nicht selbst. Aber was erzählst du deinen Freunden ,Kindern und den Ukrainern, wenn sie Fragen ,warum sitzt du nur da und betest ? Ich konnte meinen eig. Kindern oft Antworten geben , sei es Tschernobyl. Klimakatastrophe , Mondfinsternis , schwere Unwetter , Blutmond aber seit dem 24. 2. bin ich ratlos aber nicht Gott los !