Zwei Hamburger Profis schöpfen Kraft aus ihrem Glauben

Den Hamburger SV und den FC St. Pauli trennen Welten. Zwei Spieler beider Teams haben eine Gemeinsamkeit: Marcel Hartel (St. Pauli) und Robert Glatzel (Hamburger SV) sind gläubige Christen. In einem Interview sprechen sie darüber, was ausschlaggebend für den Schritt war und wofür sie beten.
Von Johannes Blöcher-Weil
Das Stadion des FC St. Pauli beherbergt heute Abend das 108. Hamburger Stadtderby

Robert Glatzel und Marcel Hartel sprechen offen über ihren christlichen Glauben. Sowohl der Fußball-Profi des Hamburger SV als auch sein Pendant vom FC St. Pauli haben ihre Lebensgeschichte in der kürzlich erschienen Fußball-Bibel von David Kadel aufgeschrieben. Vor dem Stadtderby der beiden Clubs heute Abend sprechen sie im Hamburger Abendblatt darüber, wie wichtig der Glaube für sie ist.

Für Hartel waren es die Geschichten aus der Kinderbibel. Nach der Kommunion habe er am christlichen Glauben festgehalten: „Der Glaube hat mir immer Kraft gegeben.“ Er wisse, dass „etwas dahintersteckt“. Für Glatzel, der in München aufgewachsen ist, waren der christliche Glaube und Kirche zunächst kein großes Thema. Sein Vater habe aber immer versucht, ihm das Thema näherzubringen.

Schlüsselmoment mit Ze Roberto

Mit 18 Jahren habe er das „innere Verlangen“ gespürt, sich selbst stärker mit dem Glauben zu beschäftigen. Manuel Bühler von 1860 München habe 2014 jede Woche einen Sportler-Gottesdienst organisiert: „Das war ein super Einstieg für mich.“ Besonders beeindruckt habe ihn die Lebensgeschichte des damaligen Bayern-Profis Zé Roberto. Den Kreis gebe es heute noch und er habe ihm gut getan: „Man bekommt dort eine andere Perspektive und lernt, nicht nur in der Fußballblase zu leben.“

Der Glaube und das Gebet haben Marcel Hartel vor allem in einer schwierigen familiären Situation geholfen. Damals sei es bei einer Operation seiner Schwiegermutter um Leben und Tod gegangen: „Meine Überzeugung, dass der Glaube hilft, war vorher schon stark, ist aber durch dieses Erlebnis noch einmal ein Stück mehr verstärkt worden.“ Er selbst besitzt drei Tattoos, die von seinem Glauben zeugen. Außerdem hat er sich den Spruch „Gott gibt, Gott nimmt“ eintätowiert.

Hart arbeiten und beten

Beide Profis spielen seit einem Jahr für ihren Hamburger Verein. In der Kirche waren sie seitdem noch nicht. Glatzel betont, dass er eher zu Hause bete. Etwa, „dass wir alle verletzungsfrei bleiben und Gott mich gut durch das Spiel leitet“. Ähnlich ist es bei Hartel, der das Vaterunser betet, aber nicht für den sportlichen Erfolg.

Glatzels Credo bestehe darin, hart zu arbeiten und dazu beten. Gemeinsam mit seinem Mitspieler Bakery Jatta feiere er einen Torerfolg immer so, dass er sich bei Gott bedanke. Hartel ist Gott dankbar dafür, dass er „Profifußballer sein und Woche für Woche in solchen Stadien“ spielen darf. Beide Spieler pflegen vor dem Spiel feste Rituale, die sie aber nicht als Aberglaube bezeichnen würden. „Ich glaube nicht, dass ich deshalb wirklich besser spiele“, meint Hartel. Auch Glatzel hat feste Abläufe vor jedem Spiel: „Ich bete kurz vor dem Spiel für ein gutes Spiel, für einen Sieg, für ein Tor und für unsere Gesundheit. Dieses Ritual beruhigt mich.“

Heute Abend treffen beide Vereine zum 108. Mal im Hamburger Stadtderby aufeinander. St. Pauli befindet sich aktuell auf Rang 14 der 2. Liga. Der Hamburger SV kann als Tabellenführer etwas gelassener in das Auswärts-Derby gehen, das heute um 18.30 Uhr angepfiffen wird.

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