Nicht allein die Zahl der Mitglieder ist ein Zeichen für lebendige Kirche in Deutschland. Das sagte die ehemalige Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Ilse Junkermann, am Dienstag in Berlin. Es sei wichtig, dass die Kirche ihre Ängste bearbeitet. Denn der Mitgliederschwund bedeute nicht automatisch ihr Untergang.
Vielmehr sei Kirche dort lebendig, wenn sie in Krisensituation dazu beitrage, diese zu bewältigen und den Menschen die Möglichkeit gibt, sich einzubringen. Das sei beispielsweise in der Flüchtlingskrise der Fall gewesen. Kirche habe Menschen ermöglicht, „ihren Barmherzigkeitsimpuls auch zu leben“.
Eine solche Rolle habe die Kirche in jüngerer Geschichte jedoch nicht erst 2015 eingenommen. Bereits während des Nationalsozialismus und in der DDR seien Kirchen Orte für die Bewältigung von Krisen und Konflikte gewesen.
Neue Formen der Mitgliedschaft
Im Rahmen der Podiumsdiskussion „Glaube verbindet? Religion im Wandel.“ zeigte sich Junkermann begeistert von kreativen Umnutzungen von Kirchgebäuden. Auch wenn Kirchen beispielsweise als Hotel weltlich genutzt würden, handele es sich weiterhin um Kirchen. Dennoch kritisierte die 65-Jährige, dass es die Kirche bis heute nicht geschafft habe, verschiedene Mitgliedschaftsformen anzubieten und mit niedrigschwelligen Angeboten zu werben.
Vor allem in Hinblick auf die ostdeutschen Bundesländer wäre dies bereits nach der Wende notwendig gewesen. Die Menschen hätten damals genug davon, als Mitglied in großen Organisationen eingebunden zu sein. Auf diesen Wunsch habe die Kirche bis heute keine Antwort.
Eine Antwort
„Vielmehr sei Kirche dort lebendig, wenn sie in Krisensituation dazu beitrage, diese zu bewältigen und den Menschen die Möglichkeit gibt, sich einzubringen. “
Kirche = Psychosozialdienst + Demokratie? Antwort gibt die Mitgliederentwicklung der EKD.