Der Ruf der Freikirchen in der Schweiz ist schlecht. Bei ihr habe der Begriff Freikirche „unweigerlich Misstrauen“ ausgelöst, sagt die Redakteurin vom Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), Maya Brändli. Mit Freikirchen würden in der Schweiz Begriffe wie „rückständig“, „engstirnig“ und „dogmatisch“ in Verbindung gebracht.
Für den SRF-Podcast „Perspektiven“ hat sich die Journalistin in der Freikirche von Christian Ringli ein eigenes Bild einer Freikirche verschafft. Ringli ist einer von insgesamt acht Radiopredigern bei dem schweizerischen Sender und Pastor einer Freikirche. „Wenn ich sage, ich bin bei einer Freikirche, kann ich auch sagen: Ich habe Fußpilz“, konstatiert Ringli zum Image der Freikirchen in der Schweiz.
Beim Besuch der Freikirche „BewegungPlus“ in Burgdorf in der Nähe von Bern ist die Reporterin, die sich mit „einer Portion Skepsis“ auf den Weg gemacht hat, sehr bald überrascht. „Anders als in vielen landeskirchlichen Veranstaltungen erscheinen hier die Mitglieder sehr divers“, und ein „gut proportionierter Querschnitt durch alle Altersklassen“ zu sein, stellt sie bald fest.
Zur Freikirche „BewegungPlus“ gehören rund 30 Gemeinden in der Deutschschweiz. Der Journalistin gefallen die flache Hierarchie und dass es Raum für Meinungen gibt, und Diskussionen ausdrücklich erwünscht sind. Die Freikirche wurde 1927 in Bern gegründet und hat demnach „zahlreiche theologische Schattierungswechsel“ erlebt. Zu dem pfingstkirchlich-charismatischen Gemeindebund gehören heute rund 5.000 Mitglieder.
„Offenheit und intellektuelle Beweglichkeit“
Kritisch hört sich die Journalistin in der Gemeinde in Burgdorf um. Dabei stellt sie auch kniffelige und unangenehme Fragen. Etwa, warum Gott nicht in der Ukraine eingreife. Ringli verwahrt sich davor, das Leben irgendwie schönzureden. Das sagt der Journalistin zu. „Mein Vertrauen wächst, die Skepsis schrumpft“, stellt sie fest. Auch wie man in der Freikirche zur Homosexualität steht, will sie wissen. Und wie man in der Freikirche über Sex vor der Ehe denkt. Der Pastor sagt, dass Freikirchler ständig auf solche Fragen festgenagelt würden. In seiner Gemeinde werde über die Themen diskutiert. Allerdings habe theologische Enge, etwa in der Sexualethik, durchaus zum schlechten Image der Freikirchen beigetragen.
Brändli ist vom sozialen Engagement der Kirche „beeindruckt“, allerdings ist ihr „zu viel die Rede von Gott“. Die Journalistin will deshalb von dem Pastor wissen, ob es in der heutigen Zeit einen „solchen Gott“ überhaupt braucht? Gott dürfe nicht zur „Projektion eines Wunsches werden“, entgegnet Ringli und weiter: „Ich glaube an einen Gott, weil mein Leben, und das, was ich erfahren habe, im Licht dieses Glaubens Sinn macht.“
Am Ende attestiert die Journalistin in dem Podcast Pastor Christian Ringli und seinem Kollegen Matthias Wenk „hohe Diskussions- und Reflexionsbereitschaft“, „Offenheit und intellektuelle Beweglichkeit“ sowie „Mut zur Selbstkritik und reflektierten Glauben“.
6 Antworten
„allerdings ist ihr „zu viel die Rede von Gott“. “
Ich fände es seltsam, wenn in einer Kirche/ christlichen Gemeinde wenig oder gar garnicht von Gott geredet wird und zwar von dem Vater (Schöpfer), dem Sohn (Erlöser) und dem Heiligen Geist (Tröster…).
na dann bin ich ja beruhigt, wenn die Dame von der schreibenden Zunft dieser Freikirche ein gutes Zeugnis ausstellt ! Oder sollte das einen eher misstrauisch machen ?
In einer Kirche ist „zu viel die Rede von Gott“?
Das ist ja ein Skandal!!! 😉
Ich finde es auch unmöglich, dass Fußballer nur Fußball spielen und nicht auch Volleyball! Das ist echt engstirnig!!!! 😉
FREIKIRCHE befreit von Dogmen.
Lebendiger Glaube, errettet , nicht die Kirche. Jesus allein ist unser Erlöser !
„Zuviel die Rede von Gott“ (Brändli). Stimme insofern zu, dass mehr von Jesus Christus als von Gott geredet werden sollte. Wir wissen nicht mehr von Gott, als uns sein Sohn, Jesus Christus, offenbart. Er sagt selbst von sich (natürlich auch da völlig eins mit seinem Vater): “ Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Joh 12,45; 14,9). Niemand hat je Gott, den Vater, gesehen. Aber Jesus Christus, seinen geliebten Sohn. Gott hilft uns ja, indem er Mensch wurde in seinem Sohn Jesus Christus, um ihn zu erkennen! Ohne seinen Sohn wäre es dem Menschen völlig unmöglich, ihm, Gott dem Vater, nahezukommen, oder besser gesagt: zu ihm zurückzufin-den!