Die Konferenz der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) vom 3. bis zum 7. August im thüringischen Bad Blankenburg stand in diesem Jahr unter dem Motto „Standhaft“. In den Bibelarbeiten stand das alttestamentliche Buch Daniel im Fokus. Der Jude Daniel musste im Exil am Hof des babylonischen Königs Nebukadnezar in einer heidnischen Kultur dem Herrscher dienen. Nach der biblischen Überlieferung war der junge Mann standhaft bei seinen religiösen Überzeugungen und Werten geblieben – selbst unter Lebensgefahr.
Unter Lebensgefahr stand in diesem Jahr die Allianzkonferenz selbst. Nach zwei Jahren Corona – 2020 konnte die Konferenz überhaupt nicht, 2021 nur sehr eingeschränkt stattfinden – mussten die Verantwortlichen unter schwierigen Rahmenbedingungen eine Art Neustart aus dem Hut ziehen. Und das, obwohl sich die Zahl der Mitarbeiter nach Angaben von EAD-Generalsekretär Reinhardt Schink nach dem Gemeindeferienfestival Spring erheblich verringert hatte und zudem die Nacharbeit für das Festival deutlich mehr Zeit und Aufwand in Anspruch genommen hatte als geplant.
Apropos Spring: Dort erscheint die Präsenz der Leitungsverantwortlichen christlicher Werke konstant hoch zu sein. Nicht so in Bad Blankenburg. Dabei wäre deren Anwesenheit – gerade in bewegter Zeit – ein deutliches Zeichen der Verbundenheit mit der EAD und ihrer Basis gewesen.
Auch war lange nicht klar, ob die Konferenz ohne Einschränkungen würde stattfinden können. Die EAD-Mitarbeiter haben bei unsicherem Planungshorizont in kurzer Zeit die Veranstaltung auf die Beine gestellt und dabei Großes geleistet. Dass dabei nicht alles glattgelaufen ist, etwa die Technik nicht perfekt abgestimmt war oder das gewohnte hochglänzende Programmheft einem einfachen, kopierten Faltblatt weichen musste, ist neben anderen Kleinigkeiten fast vergessen.
Viele Plätze blieben leer
In der Konferenzhalle war die Bestuhlung etwa um die Hälfte reduziert. Im Vergleich zur Zeit vor Corona – da drängten zuletzt zwei- bis dreitausend Konferenzteilnehmer in die zentralen Veranstaltungen, waren es in diesem Jahr nur rund 1.000 Besucher. Das mag auch an den Ferien in mehreren Bundesländern und der Lust an Auslandsreisen nach Corona-bedingter Abstinenz gelegen haben.
Allerdings muss sich die Besucherzahl wieder zum Bessern ändern. Denn unter dem Strich wird die Zukunft der Konferenz auch davon abhängen, ob sie aus den Teilnahmebeiträgen wenigstens halbwegs finanziert werden kann. Aus den Spendeneinnahmen, das war zwischen den Zeilen zu hören, wird die EAD die Konferenz im aktuellen Zuschnitt dauerhaft nur schwerlich stemmen können. Dafür fehlen dem Werk einfach die finanziellen Mittel. Zumal das Geld dringend gebraucht wird für Renovierungs- und Instandhaltungsarbeiten der Konferenzhalle aus dem frühen 20. Jahrhundert. In der Augusthitze vermisst man den Komfort moderner, vollklimatisierter Veranstaltungshallen schon sehr. Aber: Gut, dass die Konferenz trotz der teils widrigen Umstände stattgefunden hat.
Schön ist auch, dass die Allianzkonferenz von je her eine Bibel- und Gebetskonferenz war – und das auch geblieben ist. In Bad Blankenburg haben die Veranstalter der Bibel als Wort Gottes, dem zentralen Anknüpfungs- und Bezugspunkt des christlichen Glaubens, ihren zentralen Platz bewahrt. Auch das Gebet hat wieder eine wichtigere Rolle in der Veranstaltung eingenommen.
Und zur Musik: Chorgesang, Posaunenchor und Lobpreis-Band haben der Verkündigung nicht den Rang abgelaufen, sondern betten alles behutsam in einen angenehmen Rahmen. Auch das ist begrüßenswert. Es tut gut, dass es zur zunehmenden Disneysierung des Glaubens nach US-Vorbild mit Profi-Worshipbands und viel Bühnen-Tamtam auch ein Gegengewicht gibt: Konservative und authentische Frömmigkeit, die die Jahrzehnte überdauert hat.
Spannend ist zuletzt, dass sich die EAD strukturell neu ausrichten möchte. Im Unterschied zur Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) will die EAD weiterhin ein Bund von Einzelpersonen bleiben, nicht von Werken oder Kirchen. Sie möchte nach eigenem Bekunden aber jünger, flexibler und internationaler werden. Zentraler Punkt dabei ist, dass die EAD noch stärker ein Netzwerk werden soll, und die Basis stärker einbinden möchte. Auch der Zugang zu Gremien soll in Zukunft im Netzwerk einfacher werden. Jedoch: Wie das am Ende konkret aussieht, konnte bei der diesjährigen Konferenz noch keiner sagen.
2 Antworten
Hallo Norbert,
ich gebe dir vollkommen recht, dass die bspw. Technik nicht ganz perfekt war. Dennoch finde ich es schade hier solche Unperfektheiten zu kritisieren. Die komplette Allianzkonferenz steht auf den Füssen von ehrenamtlichen Mitarbeitern, die alles geben und eine Menge Zeit, Urlaub, Ressourcen und Geld hier hinein investieren.
Als ich den Artikel gelesen habe fühlte ich mich nicht mehr motiviert nächstes Jahr überhaupt wieder mitzuhelfen. Natürlich kann man nicht alles perfekt umsetzen, es sind leider nur Menschen, die hier freiwillig helfen.
Beispiel Technik: Die gesamte Technik wird durch ehrenamtlichen Mitarbeitern organisiert. Die Technik gehört größtenteils zum Privateigentum der ehrenamtlichen Mitarbeitern, die sehr viel Geld investiert haben. Zum anderen ist das Technikteam am Samstag angereist und am Montag abgereist, da hier sehr viel auf- & abgebaut werden musste. Auch während der Konferenz hatte das Team kaum Zeit an dieser überhaupt teilzunehmen.
Die Frage ist auch warum gab es Technikprobleme: Zum Einen hatten wir keine Zeit für eine Generalprobe, zum anderen wurden unsere Funkstrecken massiv durch externe Quellen gestört. Weiterhin gab es eine unsachgemäße Bedienung weiterer Mitarbeiter ausserhalb des Technikteams, dass zu Problemen der gesamten Anlage geführt hat.
Ich würde mir wünschen, dazu aufzurufen, sich für mehr ehrenamtliche Tätigkeiten einzusetzen, um solche Konferenzen 1. überhaupt stemmen zu können und 2. professionell durchführen zu können.
Liebe Grüße
Jonathan
Wir waren dort und fanden es gut, die Vielfalt in den theologischen Prägungen, die nüchterne, kompetente und auf den christlichen Kern ausgerichtete Bibelauslegung, die gute Organisation und die Schlichtheit im Äußeren, die natürlich nur in einem ganz alten Konferenzzentrum mit DDR-Vergangenheit noch möglich ist, den großen Einsatz der Mitarbeiter. Man kommt mit einem dicken Notizbuch heim und hat noch 1 – 2 Wochen zu tun mit Erinnern, Nachlesen und Übertragen ins eigene Leben.