Theologe Harald Bretschneider wird 80

Rund um den Fall der Mauer und das Ende der DDR hat er den Satz und das Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“ geprägt. Am Samstag feiert der Dresdner Theologe Harald Bretschneider seinen 80. Geburtstag.
Von Johannes Blöcher-Weil
Der Theologe Harald Bretschneider

Der evangelische Theologe und Friedensaktivist Harald Bretschneider wird am Samstag 80 Jahre alt. Er gilt als der Erfinder des Symbols der DDR-Friedensbewegung „Schwerter zu Pflugscharen“. Als damaliger Jugendpfarrer in Sachsen initiierte er die Abrüstungs-Initiative, die weltweit für Aufmerksamkeit sorgte.

Bretschneider wurde 1942 in Dresden geboren. Sein Berufswunsch Architekt zu werden, verwehrte ihm der Staat. Stattdessen studierte er zunächst Theologie in Leipzig, absolvierte eine Lehre als Zimmermann und war anschließend zwei Jahre Bausoldat bei der Nationalen Volksarmee. Seine erste Pfarrstelle führte ihn ins sächsische Wittgendorf bei Zittau.

Zehn Jahre später übernahm er die Stelle des sächsischen Landesjugendpfarrers. Er wurde und blieb einer der wichtigsten Personen in der kirchlichen Friedensarbeit. Bretschneider gründete mehrere kirchliche Friedensgruppen und organisierte Treffen in Karl-Marx-Stadt. Er wurde auch zum Ziel der Staatssicherheit.

Initiator der ersten Friedensdekade der DDR

Im Herbst 1980 entwickelte er die Symbole „Schwerter zu Pflugscharen“ sowie „Frieden schaffen ohne Waffen“ und ließ sie drucken. Bretschneider initiierte auch die Durchführung der ersten Friedensdekade in der DDR 1980. Immer wieder organisierte er Treffen kirchlicher Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen.

Im Herbst 1989 war er Verbindungsmann der Oppositionsgruppen in Leipzig und Dresden und betreute inhaftierte Teilnehmer der Montagsdemonstrationen. Nach der Wiedervereinigung arbeitete er noch als Leiter der Dresdner Stadtmission und später als Oberlandeskirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. In dieser Position wurde er im Juli 2007 in den Ruhestand verabschiedet.

Für sein Engagement erhielt er zahlreichen Ehrungen. 2011 verlieh ihm der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland die Martin-Luther-Medaille. Der damalige Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider würdigte Bretschneiders Arbeit. Obwohl die Aufnäher mit dem Zitat aus Micha 4 bald aus der Öffentlichkeit verdrängt wurden, sei der Geist der Friedensvision weiter lebendig gewesen und habe dann im Herbst 1989 seine volle Wirkung entfaltet.

Luther-Medaille und Bundesverdienstkreuz

Die Initiative habe großen Anteil daran, dass der Fall der Mauer 1989 friedlich verlaufen sei. Die Demonstranten hätten sich der bewaffneten Staatsmacht mit Kerzen in der Hand entgegengestellt und damit vielen jungen Menschen gezeigt, wie die Seligpreisungen Jesu konkret umgesetzt werden können. Die Martin-Luther-Medaille soll besondere Verdienste um den Protestantismus würdigen.

Darüber hinaus ist Bretschneider seit 2012 Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse. 2004 hatte er bereits die Sächsische Verfassungsmedaille erhalten und am 2. Juli 2021 verlieh ihm Ministerpräsident Michael Kretschmer den Sächsischen Verdienstorden, unter anderem für seinen Einsatz während der friedlichen Revolution 1989. Ehrenamtlich ist Bretschneider Vorsitzender des 2018 gegründeten Vereins „Glaube, Mut und Freiheit – Christen in der DDR und danach“.

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