Genderkritischer Text gewinnt Journalistenpreis

Der genderkritische Text „Das Märchen vom Gendersterntaler“ ist mit dem wichtigsten Journalistenpreis augezeichnet worden. Es sei ein „mutiger Text gegen den Mainstream“, befand die Jury.
Von Swanhild Brenneke

Für einen kritischen Text zum Thema Gendern in der deutschen Sprache hat der Journalist Ingo Meyer den Theodor-Wolff-Preis in der Kategorie „Meinung“ gewonnen. Die Trophäe ist der Journalistenpreis der Digitalpublisher und Zeitungsverleger und die wichtigste Auszeichnung in der Zeitungsbranche. Mit seinem Text „Das Märchen vom Gendersterntaler“ beleuchte Meyer ohne jede Polemik die Genderfrage, ein „Thema, über das gerade in jeder Redaktion hitzig diskutiert“ werde, begründete die Jury die Auszeichnung. Es sei „ein hinreißender, mutiger Text gegen den Mainstream“. Meyer beschreibe in seinem Text den „Übereifer in der Diskussion, der zu Absurditäten in der Sprache führt“.

„Das Märchen vom Gendersterntaler“ erschien in der Berliner Zeitung. Der Autor erklärt darin, warum er gegen gendergerechte Sprache und den Einsatz des Gendersternchens ist. Unter anderem begründet er seine Meinung damit, dass die grammatische Form des generischen Maskulinums nichts über das biologische Geschlecht aussage. „Der Mond ist nicht männlich, die Erde nicht weiblich, das Weltall nicht sächlich. Es gibt ein biologisches und ein grammatisches Geschlecht. Die beiden können sich überlagern, müssen es aber nicht“, schreibt Meyer.

Hingegen komme es auf den Zusammenhang an. „Wie oft im sprachlichen Verstehen spielt der Kontext eine Rolle, sonst könnte man bei Schloss nie zwischen Märchen-, Tür- und Fahrradschloss unterscheiden. Das Genum ist ein Sprach-Chamäleon, das sich an unsere individuelle Vorstellungswelt anpasst.“

Es könne sogar erst recht diskrimierend wirken, wenn man das biologische Geschlecht zu jeder Zeit durch die Sprache kenntlich mache. Meyer verweist in seinem Text auf die Schriftstellerin Nele Pollatschek, die er zitiert: „Identität ständig anzuzeigen, diskriminiert.“

Zum Genderstern schreibt Meyer unter anderem: Er solle „das Denken ausweiten, indem er signalisiert: Achtung, es gibt nicht nur Männer und Frauen, sondern auch intersexuelle Menschen! Ein Erkennungszeichen für etwa 0,3 Prozent der Bevölkerung. Kann Sprache, muss sie das leisten?“ Zudem sorge das Symbol oft für mehr Verwirrung, die Texte seien häufig nicht mehr les- oder sprechbar. Das führe dazu, dass man den sogenannten Genderstern oft nicht mehr ernstnehmen könne.

„Es gibt keine gerechte Sprache“

Der Journalist erklärt auch, dass Sprache sich an die Vorstellungswelt der Menschen anpasse. Seien mit dem Begriff „Wähler“ vor 100 Jahren nur Männer gemeint gewesen, weil es das Frauenwahlrecht noch nicht gab, assoziiere man damit heutzutage automatisch auch Frauen. „Gendersprache ist weder praktisch noch zielführend“, schlussfolgert Meyer.

Besonders wichtig sei ihm, dass Sprache nicht die Aufgabe habe, „Bedeutungen in unsere Köpfe zu pflanzen“. Es gebe keine geschlechtergerechte Sprache. „Es gibt überhaupt keine gerechte Sprache. Es steht uns aber frei, die vorhandene Sprache gerecht zu verwenden.“

Benjamin Piel, Chefredakteur des Mindener Tageblatts und Jurymitglied, erklärte gegenüber PRO, es habe ihn nicht überrascht, dass Meyers Text gewonnen habe. „Ich glaube nicht daran, dass es in der Gesellschaft im Allgemeinen und in der Journalistenbranche im Speziellen eine Stimmung gibt, die einseitig für ein maximales Durchgendern der Sprache votieren würde“, sagte er. Hingegen erlebe er, dass viele Kollegen sich darum sorgten, „dass die Eingängigkeit, Klarheit und Natürlichkeit von Sprache durch starre Regeln negativ berührt werden könnte“.

Persönliche hab ihn „der grammatikalische Kenntnisreichtum des Autors“ in seinem Text besonders beeindruckt, mit denen er die Grenzen der geschlechtergerechten Sprache beschreibe. „Er tut das nicht ideologisch, sondern mit Argumenten, denen die Liebe zur Sprache abzuspüren ist.“

Weitere Preisträger der diesjährigen Verleihung sind unter anderem der Journalist Johannes Böhme für eine Reportage in der Süddeutschen Zeitung über im Afghanistan-Krieg geehrte Soldaten und ein Digitalprojekt von Kölner Stadt-Anzeiger und Kölnischer Rundschau zur Flutkatastrophe im vergangenen Jahr. Das Journalistenteam berichtete in kurzen Videos über die verheerende Flut.

Der Theodor-Wolff-Preis wird vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) in den Kategorien Meinung, Reportage, Lokaljournalismus, Porträt und Digitalprojekt verliehen.

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8 Antworten

  1. Wahre Worte, mutig gesprochen!

    Denn leider ist „Gendern“ nicht nur eine unpraktische, aber gut gemeinte persönliche Marotte.
    „Gendern“ ist vielmehr der Todesstoß für alle Diskussionen und Argumente über ideologische Gräben hinweg, – da ja die verwendete Sprache nur noch für in der eigenen Wagenburg akzeptiert, verstanden und verwendet wird …

    Gewissermaßen ist Gendern der über sich selbst verhängte Fluch von Babel, „… und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe!“

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  2. Wahre Worte, mutig gesprochen!

    Denn leider ist „Gendern“ nicht nur eine unpraktische, aber gut gemeinte persönliche Marotte.
    „Gendern“ ist vielmehr der Todesstoß für alle Diskussionen und Argumente über ideologische Gräben hinweg, – da ja die jeweilige Sprachversion nur noch in der eigenen Wagenburg akzeptiert, verstanden und verwendet wird …

    Gewissermaßen ist Gendern der über sich selbst verhängte Fluch von Babel, „… und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe!“

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  3. Danke für den Hinweis auf diesen Artikel. Hoffentlich positionieren sich alle mit Spache befassten Einrichtungen inder BRD entsprechend. Und auch alle Redaktionen.

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  4. Die Jury betrachtet etwas, was von 70% der Bevölkerung abgelehnt wird als Manstream. Irgendwie widersprüchlich

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    1. „Mainstream“? – Vermutlich weil bestimmte einflussreiche Positionen von Ideologen besetzt sind, die meinen, sie müssten anderen Menschen ihre Denke aufzwingen.

      So versuchen sich zahlreiche rot-grüne Stadtverwaltungen am Gendern (z.B. Hannover),
      zwingt AUDI seinen Mitarbeitern das Gendern auf (*1)
      und selbst Lehrstühle maßen sich an, nur gegenderte Texte positiv zu benoten (*2).
      Letztendlich ein intolerantes Vorgehen – unter dem Namen von Toleranz und Integration …

      Und auch die ARD hat zwar im „Zukunftsdialog“ mit ihrem Publikum sehr viel Kritik an ihrer Genderei erfahren, – schreibt aber frech-überheblich die Teilnehmer dieses Dialogs weiterhin nur gegendert an.
      Überheblicher geht’s kaum. „Mainstream“ eben.

      (*1) https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/rechtsstreit-um-gender-sprache-bei-audi-vw-mitarbeiter-wehrt-sich-18102884.html

      (*2) https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/gendern-an-der-uni-punktabzug-fuer-das-generische-maskulinum-17768764.html

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  5. Das freut mich sehr.
    Es gibt also immer noch Journalisten, die frei denken, formulieren und die Sinnlosigkeit der selbstgewählten Sprech von wollte-gerne-Sprachdiktatoren entlarven.
    Gratulation.

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  6. Ich werde für den Rest meines Lebens niemals „Gendern“. Nur gut, dass mich zu diesem Irrsinn niemand (mehr) zwingen kann.

    Und wenn ich den gesprochenen „Gender-Stern“ im Fernsehen oder Radio höre, schalte ich den Sender meistens gleich ab. So etwas will ich mir nicht anhören!

    Zum Glück ist es bis heute noch so, dass die Mehrheit der Bevölkerung diese Verunstaltung der deutschen Sprache ablehnt. Aber leider setzt sich eine kleine Minderheit im Staat immer mehr durch, wie man feststellen kann.

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  7. Ein fachlich fundierter und auch für Laien gut verständlicher Text, der die wesentlichen Sachargumente benennt und auch die gesellschaftlich relevante Seite dieses Themas anspricht. Nachdenklich muss stimmen, dass heutzutage Mut dazu gehört, Fakten zu benennen, wenn diese einer radikalen Minderheit widersprechen.
    Dr. Anne Meinberg (Literaturwissenschaftlerin)

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