Steinmeier: „Die Nächstenliebe ist das wirklich notwendige soziale Medium“

Die EKD hat in Berlin zu ihrem traditionellem Johannisempfang geladen. Bundespräsident Steinmeier betonte in seiner Rede die Bedeutung christlicher Nächstenliebe. Zudem sprach er eine Warnung an die Kirchen aus.
Von Martin Schlorke
Frank-Walter-Steinmeier

Auf die ethischen und sinnstiftenden Fragen dieser Zeit können die Kirchen mit ihrer christlichen Botschaft eine Antwort geben. Das sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Mittwochabend in Berlin. Um diese „Botschaft und das glaubwürdige Zeugnis“ weiterzugeben, seien jedoch alle Christen gefragt.

Steinmeier erklärte weiter, dass die Nächstenliebe „das wirklich notwendige soziale Medium“ sei. Sie könne Menschen auch in großen Nöten zusammenhalten und den „Wärmestrom in der Gesellschaft“ stärken.

Warnung an die Kirchen

In seiner Rede auf dem Johannisempfang der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sprach Steinmeier auch eine Warnung an die Kirchen aus. „Die Kirchen sollten aufhören, vor lauter Angst vor ihrem eigenen Bedeutungsverlust zu viel nur um sich selbst zu kreisen.“ Stattdessen müssten sie die Armen und Schwachen wieder in ihren Blick nehmen.

Abschließend erklärte das deutsche Staatsoberhaupt: „Ich habe hier weitgehend (…) als evangelischer Christ gesprochen. Aber als Bundespräsident habe ich diesen Worten zustimmend zugehört.“

Kurschus wirft Kyrill Gotteslästerung vor

Die Ratsvorsitzende der EKD, Annette Kurschus, hat in ihrem Festvortrag das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche scharf angegriffen. Sie empöre, dass Kyrill den russischen Angriffskrieg als ein gottgewolltes Mittel darstelle, um „seine eigene Auffassung des Christentums und seine eigene Sicht der Geschichte durchzusetzen.“

„Gott in dieser Weise vor den eigenen Karren zu spannen, halte ich für gotteslästerlich“, sagte Kurschus. Gleichzeitig betonte sie, dass sie nicht die gesamte russisch-orthodoxe Kirche verurteile, denn diese sei vielstimmig. Deswegen werde die EKD nicht die „ökumenischen Brücken“ abbrechen.

Zugleich warnte Kurschus aber auch vor einer pauschalen Idealisierung der Ukraine. Die Verteidigung der Ukraine dürfe nicht „pauschal als Verteidigung westlicher Werte idealisiert“ werden. „Auch hier wittere ich eine geschichtstheologische Überhöhung des Krieges, die mir suspekt ist.“ Zwar sei die Verteidigung von Freiheit und Recht einen engagierten Streit wert.

Damit dürften aber diejenigen, die anders denken, nicht hasserfüllt abgewertet werden. „Und allemal muss sich unsere Sprache freihalten von Dämonisierung und Entmenschlichung. Niemand werde zum Heiligen, weil er das eigene Leben und Freiheit verteidige. Genauso wenig werde jemand zum Teufel, der über die Freiheit und das Leben anderer herfalle. „Er bleibt auch dann noch ein Mensch.“

Beim Empfang wurde außerdem der Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, Prälat Martin Dutzmann, in den Ruhestand verabschiedet. Dutzmann hatte das Amt des Bevollmächtigten seit 2013 inne. Einen Nachfolger gibt es noch nicht.

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2 Antworten

  1. Eine Gesellschaft ohne Gott ist eine unmenschliche Gesellschaft.
    Das hat der evangelische Christ Steinmeier zutreffend erkannt.

    Das kann sogar ein Atheist erkennen.
    Gregor Gysi:
    „Ich glaube zwar nicht an Gott, aber ich möchte auch keine gottlose Gesellschaft.
    Ich fürchte sie sogar.“

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  2. „Die Kirchen sollten aufhören, vor lauter Angst vor ihrem eigenen Bedeutungsverlust zu viel nur um sich selbst zu kreisen.“ Stattdessen müssten sie die Armen und Schwachen wieder in ihren Blick nehmen.

    Ein wichtiger Satz!
    Die Kirchen müssen Jesus Christus nachfolgen!
    Nur reden und singen hilft nichts!

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