Mehr als 12.000 Menschen hier in der Messehalle in Erfurt: Beim Christival werden Gemeinschaft und Glauben großgeschrieben. Was bedeutet das für Sie persönlich?
Sehr viel. Ich liebe es, mit Familie und Freunden zusammen zu sein. Aber ich brauche auch Zeiten, die ich nur für mich oder mit meiner Familie verbringe. Auf Tour besuche ich mit meinem Personenschützer Ali in fremden Städten gerne Kirchen. Natürlich wünsche ich mir, dass er als Moslem zum christlichen Glauben kommt, aber dieser Unterschied soll nicht zwischen uns stehen. Ich selbst hatte ja einen langen Weg, bis ich meinen Glauben gefunden habe.
Haben Sie Jesus heute schon mal gespürt?
Wenn ich jetzt in die Halle schaue mit den vielen jungen Menschen, die den Glauben und das Leben feiern, spüre ich Jesus. Wenn ich zu meinem Glauben gefragt werde, will ich offen und ehrlich antworten. Gerade Moslems stehen wie selbstverständlich zu ihrem Glauben. Das dürfen Christen auch gerne machen; nicht nur hier auf dem Festival, sondern auch in ihrem Alltag.
Welche Veränderungen haben Sie seit Ihrer Taufe 2019 erlebt?
Ich bin reich beschenkt worden. Es gab Widerstände, aber es haben sich auch viele Türen geöffnet. Ich kenne einige einflussreiche Künstler, die offen über ihren Glauben sprechen. Die Sängerin Florence Joy von der Band „Könige und Priester“ hat eben noch zu mir gesagt, sie sei froh, dass sie mich heute einen Bruder nennen kann. Es verbindet, wenn man an Das- und Denselben glaubt und einen gemeinsamen Nenner hat.
In manchen Kirchen sitzen sonntags nur wenige Menschen. Sie füllen mit Ihrem Programm große Messehallen. Was kann Kirche von Comedy lernen?
Die sollen mal zu meinem Pastor Antonio Weil (Move Church Wiesbaden, Anm. d. Red.) gehen, der kann auch große Hallen füllen. Er ist so ein Typ, der für mich das verkörpert, was junge Menschen anspricht. Am Beginn seiner Predigt denkst du, dass du in einem Comedy-Programm bist. Aber irgendwann geht es um Glaubensinhalte. Auch Menschen wie den „Breitesten Pastor Deutschlands“, Marcus Schneider, finde ich beeindruckend. Das sind Typen, die aus allen Teilen der Kirche unterstützt werden müssen. Glaube ist so wichtig und notwendig für die Menschen, weil so viel Gewalt in der Welt ist. Es ist mir aber genauso wichtig, den Glauben gemeinsam zu feiern.
Es gibt viele Dinge in der Kirche, die Sie kritisieren …
Ja, ich finde zum Beispiel den Zölibat oder das Verbot der Kondome in der katholischen Kirche für die heutige Zeit unangemessen. Ich selbst bin schon zum zweiten Mal verheiratet. Es gibt einfach Situationen im Leben, in denen kein Weg an einer Scheidung vorbeiführt. Schwierig wird es für mich persönlich, wenn Glaube mit Zwang verbunden ist. Das sollte eher von Herzen kommen. Ich erziehe meine Kinder christlich, aber ich kann sie nicht zwingen, das zu glauben.
Welchen Humor hat Gott für Sie?
Einen sehr guten. Wenn Gott keinen Humor hätte, würde ich ja nicht existieren. Aber er hat sicher keinen, der andere Menschen verletzt. Ich würde mich nie über Kranke oder die Religion von anderen Menschen lustig machen. Lediglich Papst Johannes Paul II. musste dran glauben, weil ich ihn gut imitieren konnte. Den Glauben lasse ich bei meinem Programm außen vor. Schadenfreude in gewissem Sinne ist erlaubt, aber ich werde niemanden bloßstellen.
Können Sie mit der Comedy der jungen Generation etwas anfangen?
Teils, teils – viele haben einen anderen Humor als ich, aber das ist handwerklich richtig gut. Ich habe junge Comedians und Musiker immer unterstützt und kann mich selbst zurücknehmen. Natürlich spiele ich auch gerne oben mit, aber ich bin auch nicht neidisch auf andere. Sobald du mit Vergleichen anfängst, verlierst du. Es gibt nämlich fast immer Menschen, die erfolgreicher sind als man selbst. Ich möchte mich lieber auf mich konzentrieren und dankbar sein. Meine Familie und mein Glaube erden mich dabei. Deswegen kann ich mich auch gut mit den Erfolgen anderer freuen.
Als Künstler müssen Sie sich immer wieder neu erfinden. Hat das auch Grenzen?
Ich muss hinter dem stehen, was ich mache, und ich möchte authentisch sein. Als Comedian wollte ich immer nur Sachen machen, die ich selbst gut finde, und mir nichts aufzwingen lassen. Das war in meiner Anfangszeit etwas schwierig. Andere wollten mir manchmal die Witze vorgeben, aber das war nicht Meines. Außerdem habe ich gerne eine Beziehung zu meinem Publikum und möchte nicht nur mein Programm abspulen. Es ist wie eine Liebe, die ich zum Publikum aufbaue.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führten vier Journalisten verschiedener Medien gemeinsam. Auch PRO war am Interview beteiligt.
2 Antworten
Super, das von Ceylan zu hören… Es ist sehr wichtig U beeindruckend, wenn auch Schauspieler Jesus bekennen… Freut mich…
Möchte gern für diese Menschen eine Seelsorgerin sein… Amen Jesus ist der Beste… U der Heilige Geist verbindet uns… Shalom🤗🤗😇
Ich freu mich voll darüber, dass er öffentlich sagt, dass auch Christen selbstverständlich zu ihrem Glauben stehen sollten/können. Super Ceylan! Gott segne Dich!