US-Baptisten machen Täter sexueller Gewalt öffentlich

Der Südliche Baptistenverband in den USA hat eine Liste verurteilter und mutmaßlicher Missbrauchstäter veröffentlicht. Demnach sind rund 600 Pastoren und Kirchenbedienstete in Fällen von sexuellem Missbrauch verwickelt.
Von Norbert Schäfer
Missbrauch

Der Südliche Baptistenverbund in den USA, die Southern Baptist Convention (SBC), hat eine bisher geheim gehaltene Liste mutmaßlicher und verurteilter Sexualstraftäter öffentlich gemacht. Die Liste wurde einem Bericht von Baptist Press vom Donnerstag zufolge über mehrere Jahre hinweg ohne Wissen des SBC-Exekutivausschusses zusammengestellt.

Das Dokument listet auf 205 Seiten die Namen von Pastoren und Kirchenmitarbeitern nebst Hinweisen auf Medienberichte über die jeweiligen Personen und Fälle auf. Die Informationen des Dokumentes stammen demnach „größtenteils aus Nachrichtenartikeln, die zwischen 2007 und 2022 zusammengestellt wurden“. Die Liste mit rund 600 Namen mutmaßlicher Straftäter von sexuellem Missbrauch an Kindern erhebt nach eigenen Angaben „keinen Anspruch auf Vollständigkeit“. Die Liste war von einem ungenannten Mitarbeiter des SBC-Exekutivausschusses zusammengestellt worden.

„Die Veröffentlichung der Liste ist ein Schritt, um sexuellen Missbrauch in der SBC ernst zu nehmen“, erklärte der kommissarische Geschäftsführer des SBC, Willie McLaurin, am Donnerstag gegenüber Baptist Press. „Wahrheit und Transparenz sind die Leitplanken, die zur Veränderung führen.“ McLaurin sagte, die Veröffentlichung der Liste sei ein wichtiger Schritt in Richtung Transparenz und Wandel.

Am 22. Mai hatte eine unabhängige Untersuchungskommission einen 288-seitigen Bericht über sexuellen Missbrauch im SBC veröffentlicht. Der Bericht wirft Pastoren des SBC vor, jahrelang Opfer sexueller Gewalt eingeschüchtert und diffamiert zu haben. Der Bericht stellte auch fest, dass bekannte Missbrauchstäter ihre Positionen nach Bekanntwerden der Straftaten behalten durften und die Gemeinden nicht über die Vergehen informiert wurden. Die Ermittlungsfirma Guidepost Solutions war im Auftrag des SBC-Exekutivausschusses Hinweisen nachgegangen und hatte Untersuchungen eingeleitet. Dabei waren die Ermittler auf die Existenz der nun veröffentlichten Liste verurteilter und mutmaßlicher Täter gestoßen.

Der Südliche Baptistenverband gilt als die größte protestantische Kirche der USA. Sie ist 1845 durch die Abtrennung von anderen Baptisten, die die Sklaverei ablehnten, entstanden.

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