Wie Star Wars auf die Bibel verweist

Lässt sich Anakin Skywalker mit Jesus vergleichen? Gehen die Jedi auf die Tempelritter zurück? Und was hat Chebaccas „Waaaahhhrghhrrh“ mit Zungenrede zu tun? Zwei Theologen haben ein lehrreiches und unterhaltsames Buch über Star Wars und die Bibel geschrieben.
Von Jörn Schumacher

Die Bezüge zur Religion in den erfolgreichen Star-Wars-Filmen sind offensichtlich. Regisseur George Lucas sagte in Interviews, dass die Filmreihe eindeutig religiöse Bezüge habe. Er selbst glaube an Gott. Viele Beispiele für die Anlehnungen an biblische Motive geben Simone Paganini, Professor für Biblische Theologie an der RWTH Aachen, und die Theologin Claudia Paganini, Professorin für Medienethik an der Hochschule für Philosophie München.

„Die Genialität von George Lucas besteht darin, zentrale Schemata aus den biblischen Erzählungen zu entlehnen und sie auf eigenständige und kreative Weise weiterzuentwickeln, die dem Publikum neue Möglichkeiten zur Identifikation bietet“, stellte das Ehepaar fest. Gemeinsam haben sie das Buch verfasst „Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Macht. Star Wars und die Bibel“.

Es beginnt ja schon beim allseits bekannten Gruß „Möge die Macht mit dir sein!“. Der Ursprung des Segens sei wohl biblisch, schreiben die Autoren. „Im 31. Kapitel des Buches Deutoronomium beauftragt Moses kurz vor seinem Tod seinen Nachfolger Josua mit den Worten ‚Mögest du mächtig sein‘.“ Der Spruch sei auch Teil der jüdischen Liturgie.

Die Autoren haben nicht einfach nur Parallelen zwischen Religion und Star Wars aufgelistet. Dazu gebe es bereits viele Bücher, geben die Autoren zu. Vielmehr konzentrieren sie sich auf die Fragen der Bibelwissenschaft. Das Buch ist sowohl aus filmanalytischer als auch auf theologischer Sicht fundiert geschrieben. Und damit kommen sowohl Filmfans als auch Theologen voll auf ihre Kosten.

Jungfrauengeburt Anakins

In der chronologischen Reihenfolge der neun Episoden der Skywalker-Saga sei unschwer ein Muster zu erkennen, das im Neuen Testament „beinahe identisch“ vorkomme: „Ausgehend von der übernatürlichen Geburt eines Kindes, die als Erfüllung einer alten Prophetie gedeutet wird, entwickelt sich ein erbitterter Kampf gegen die Mächte der Finsternis.“

Dabei seien die Parallelen zur Geburt Jesu in der ersten Episode beabsichtigt. Anakins Mutter Shmi wurde schwanger, ohne mit einem Mann zusammen gewesen zu sein. Und auch der Auftritt des zwölfjährigen Jesus im Tempel finde sein Gegenstück in Star Wars: Der junge Anakin muss vor dem Jedi-Rat geprüft werden.

Die beiden Autoren erklären: „Anakin ist zwar der Auserwählte, er verliert sich aber und muss erst als Darth Vader eine Exilzeit durchlaufen, bis er am Ende wieder seine Rolle als Auserwählter erkennt und schließlich sogar das im Imperator personifizierte Böse besiegen kann.“

Star Wars, Bibel, Paganini, Herder Foto: Herder Foto: Herder

Simone und Claudia Paganini: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Macht. Star Wars und die Bibel“,  Herder, 128 Seiten, 14 Euro, ISBN 9783451392016

Auch gebe es zwischen dem Familiennamen „Skywalker“ und dem auferstandenen und zum Himmel gefahrenen Jesus eine weitere offensichtliche Parallele, heißt „Skywalker“ wörtlich übersetzt doch nichts anderes als „Himmelsgänger“. Eine weitere Ähnlichkeit zeigen die Autoren auf: Jesus sagte: „Fürchte dich nicht“, und in der Lehre der Jedi heißt es: „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu Leid.“

Die Jedi wiederum könnte man als eine Gemeinschaft beschreiben, die gelehrig und leistungsorientiert, opferbereit und weise ist. Sie sind immer zu zweit unterwegs – so wie Jesus es auch seinen Jüngern aufgetragen hat. Und sie gründen ihr meditatives Leben auf sehr alte heilige Schriften. Es gibt da eine Parallele zu den Tempelrittern, die im Jahr 1307 auf Geheiß des französischen Königs zerschlagen wurden, so die Theologen. Und die gläubigen Tempelritter kämpften mit Schwertern, noch dazu im Glauben, also sozusagen mit Licht-Schwertern.

Manches erscheint weit hergeholt

Manches mag dem Leser als Analogie zwischen Star Wars und Bibel vielleicht zu weit zu gehen. So schreiben sie etwa, Jakob, dereinige Zeit zuvor umbenannt wurde in Israel, habe kurz vor seinem Tod noch einmal seinen Sohn Josef gesehen und gesagt: „Ich habe nicht mehr geglaubt, dich jemals wiederzusehen!“

Das erinnert die Autoren an die Worte von Darth Vader, der sich kurz vor seinem Tod mit seinem Sohn versöhnt. Auch sein Name war von einer pseudo-göttlichen Gestalt geändert worden. Mutig ist es auch, wenn die Autoren zwischen dem Grunzen, Brummen und Heulen des Wookie Chewbacca eine Verbindung zur Zungenrede sehen wollen.

Doch insgesamt erschließt das Buch die bekannte Star-Wars-Trilogie auf eine ganz neue Weise. Viele Hinweise auf biblische Inhalte sind vielleicht nie aufgefallen. Faszinierend ist es für Gläubige allemal, wie die Autoren Grundsätze der Theologie in der bekannten Science-Fiction-Reihe wiedererkennen, und das auf gerade einmal 128 Seiten.

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Eine Antwort

  1. Es werden Beispiele von Episode 1 und 6 erwähnt. Damit muss das Buch mindesten die zwei Lucas-Trilogien umfassen: Den Prequel und die Original-Trilogie.
    Damit ist der Satz „Doch insgesamt erschließt das Buch die bekannte Star-Wars-Trilogie auf eine ganz neue Weise“ etwas verwirrend, da es sich wohl eher um die nun sogenannte „Skywalker-Saga“ handelt und nicht ausschließlich um die Original-Trilogie.

    Die Jedi sind meines Wissens eher an buddhistische Mönche angelehnt. Allerdings hat George Lucas viel zwischen Buddhismus und Christentum gemischt und auch die düstere deutsche Geschichte mit eingebaut. Er selbst bezeichnet sich meines Wissen ja auch sowohl als Christ und als Buddhist.

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