Meinung

Spannung und Gutes über Religionen im Krimi

„Im Krimi aus Passau“ spielen der christliche als auch der muslimische Glaube eine Rolle. Weil der jeweils unverkrampft und unvoreingenommen dargestellt wird, verdient das Anerkennung.
Von Norbert Schäfer
DER FLUSS IST SEIN GRAB. EIN KRIMI AUS PASSAU

Religion und Glaube kommen in Produktionen der Öffentlich-Rechtlichen eher selten vor. Wenn doch, wird Religiosität häufig ins Lächerliche gezogen, als weltfremd oder fanatisch dargestellt. Dass es auch anderes geht, zeigt die aktuelle Folge der ARD-Fernsehfilmreihe „Ein Krimi aus Passau“. Christlicher Glaube und Islam werden in dem Krimi vergleichsweise nüchtern, fast sympathisch dargestellt.

In dem Krimi begibt sich Adil Bahdari (Husam Chadat) in der Episode „Der Fluss ist sein Grab“ auf die Suche nach seinem Sohn. Der aus dem Libanon stammende Ex-Polizist, der in Berlin als Schneider arbeitet, reist von Berlin nach Passau, weil dort die Uhr seines vermissten Sohnes von einem Angler gefunden wurde. In Passau beauftragt Bahdari den Privatdetektiv Ferdinand Zankl (Michael Ostrowski) damit, seinen Sohn zu finden.

Der spannungsreiche vierte Fall der Krimireihe knüpft an die Handlung der vorherigen Folgen mit dem Privatdetektiv, der ehemaligen Polizeibeamtin Frederike Bader (Marie Leuenberger) im Zeugenschutz und deren Tochter Mia (Nadja Sabersky) an, die alle beim Verschwinden des jungen Mannes eine Rolle spielen.

Glaube „macht alles viel heller“

In einem Nebenstrang der Kriminalgeschichte wird die gläubige Bäckersfrau Roswitha Hertel (Bettina Mittendorfer) bei einem Überfall in ihrem Laden von einem Drogensüchtigen lebensgefährlich verletzt. Mia arbeitet gelegentlich in der Konditorei. Mit der Inhaberin pflegt die junge Frau eine innige, freundschaftliche Beziehung. Sie kann mit der Bäckersfrau über alles reden. Mia ist über die Gewalttat erschüttert und will helfen.

Bei einer Autofahrt entspannt sich ein tiefsinniges Gespräch zwischen Mutter und Tochter über das Verhältnis zur Bäckersfrau und über Spiritualität. „Frau Hertel glaubt an Gott. Sie sagt, das macht alles viel heller. Auch, wenn’s mal gerade nicht so läuft“, erklärt Mia ihrer Mutter, als Frau Hertel bewusstlos nach dem Überfall im Krankenhaus liegt.

Frau Hertel sei „irgendwie positiver“ als die Mutter und sage, es gebe so viel schöne Dinge auf der Welt, aber die müsse man halt sehen wollen. Mias Mutter, eine ehemalige Polizistin, bleibt skeptisch. „Bist du sicher, dass deine Frau Hertel nicht in irgendeiner Sekte ist?“, will sie von der Tochter wissen. Mia belächelt die Frage.

Das Schicksal von Frau Hertel lässt Mia nicht los. Sie geht in eine Katholische Kirche und nimmt Platz in einer Kirchenbank. Sie sieht, wie sich eine ältere Dame zum Beten niederkniet. Mia, offenbar mit der katholischen Glaubenspraxis nicht vertraut, nimmt die Haltung der älteren Dame zum Vorbild. Sie kniet nieder, schließt die Hände vor den geschlossenen Augen zum Gebet. „Lieber Gott ….“, beginnt sie, nach Worten suchend. „Die Frau Hertel … Ich will, dass sie …“, spricht sie in Gedanken, um dann zögernd innezuhalten.

„Also, ich wünsche mir sehr, dass die das alles gut übersteht. Weil wenn’s einer verdient, 100 Jahre alt zu werden, dann die Frau Hertel“, betet die junge Frau. Frau Hertel sei nämlich „echt ein guter Mensch“, erklärt Mia betend. Die Kamera blendet dabei über von der Kirche ans Krankenbett, wo Frau Hertel das Bewusstsein wieder erlangt. Das Gebet des Mädchens in der Kirche wird dann von einem Anruf auf dem Mobiltelefon unterbrochen.

Wunsch nach Vergeltung unterliegt

In den Sequenzen werden Spiritualität und Glaube in dem Kriminalfilm nie lächerlich gemacht, oder gar als fanatisch dargestellt. Das ist erfreulich. Das gilt übrigens auch für den Glauben von Herrn Bahdari, der gläubiger Muslim ist. Im Gespräch mit Detektiv Zankl zitiert er den Propheten des Koran mit den Worten: „Die Wahrhaftigkeit führt zur Rechtschaffenheit. Die Rechtschaffenheit führt zum Paradies.“

Der Mann ahnt etwas vom Schicksal seines geliebten Sohnes. Er weiß, dass der auf Abwege geraten ist. Husam Chadat spielt überragend den Vater Bahdari, der hin- und hergerissen ist vom Wunsch nach Vergeltung für den Tod des eigenen Sohnes, seinen religiösen Werten und seinem tiefen Verständnis von Recht und Gesetz.

Auf seiner Reise nach Bayern hat Bahdari eine Fotografie mitgenommen. Auf der Rückseite des Bildes – es zeigt das Ehepaar mit ihrem Sohn – ist handschriftlich in arabischer Schrift ein Zitat aus dem Koran aufgeschrieben. „Helft einander zur Güte und zur Gottesfurcht, aber helft einander nicht zur Sünde und zum feindseligen Vorgehen.“ Bahdari, dessen Absichten und Beziehung zu seinem kriminellen Bruder ein Rätsel bleiben und dem Film Spannung verleihen, wird das im Film letztlich konsequent beherzigen.

Auch in einer weiteren Szene in dem spannungsgeladenen Kriminalfilm wird der Glaube an Gott unverkrampft thematisiert. Mia trifft in der Klinik auf Franz Hertel, den Sohn der Ladeninhaberin. „Sag mal, hast du für sie gebetet?“, will Mia von dem etwa gleichaltrigen jungen Mann wissen. „Ja, klar. Wieso?“, will der wissen. Mia meint einen Zusammenhang zwischen dem Aufwachen aus der Bewusstlosigkeit von Frau Hertel und den Gebeten zu erkennen. „Ja, dann hast du für sie gebetet und jetzt ist sie wach“, erklärt Mia Franz. Der erkennt jedoch „da jetzt keinen direkten Zusammenhang“.

„Der Fluss ist sein Grab. Ein Krimi aus Passau“ ist ein mitreißender Fernsehfilm. Die unvoreingenommen und unaufgeregt dargestellte Frömmigkeit christlichen als auch muslimischen Glaubens sind eine Bereicherung für die Produktion. Die Leistung der Schauspieler, die Handlung und die filmische Umsetzung sind sehenswert.

„Der Fluss ist sein Grab. Ein Krimi aus Passau“, am Donnerstag, dem 07.04.2022 um 20:15 Uhr im ERSTEN, sowie in der ARD-Mediathek

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Eine Antwort

  1. „In den Sequenzen werden Spiritualität und Glaube in dem Kriminalfilm nie lächerlich gemacht, oder gar als fanatisch dargestellt. Das ist erfreulich.“

    Das ist in der Tat erfreulich!

    Wird uns doch sonst zu oft von den Medien ein skandalisiertes Bild der Kirche präsentiert, das drastisch unwahr ist, weil es die grundlegend positive Bedeutung des Glaubens für den einzelnen Menschen und die gesamte Gesellschaft verschweigt, verleugnet, diffamiert.

    Das Buch „Bluff! – Die Fälschung der Welt“ (Manfred Lütz) benennt viele der falschen Narrative mit der die Fundamente unserer Gesellschaft beschädigt werden:
    „Wer diese Gesellschaft aufklären will, aufklären über die eigenen religiösen Wurzeln, muss all di abschreckenden Pappkameraden zur Seite räumen, die zum Teil seit Jahrhunderten zur Fälschung der Christentumsgeschichte aufgebaut worden sind, uns so nüchtern wie möglich beschreiben, was war und was ist.“

    „Ein lesenswertes und aufklärerisches Buch.“ (pro)
    https://www.pro-medienmagazin.de/hier-ist-alles-nur-vorlaeufig-oder/

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