pro: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ihre Gemeinde für den Bibel-Marathon zu begeistern?
Wir machen die Aktion bereits zum vierten Mal. Auslöser war 1992 das „Jahr mit der Bibel“, das die Evangelische Kirche in Deutschland ausgerufen hatte. Seit dem Jahr 2000 haben wir sie im Sieben-Jahres-Rhythmus wiederholt.Wie funktioniert das Ganze praktisch?
Jeder, der möchte, liest 15 Minuten einen Text aus der Bibel. Danach ist der nächste dran. Wir starten am Donnerstag um 6.30 Uhr. Erfahrungsgemäß dauert es etwa 84 Stunden. Wir lesen Tag und Nacht. In den Nachtstunden ist es nicht immer ganz einfach, Menschen zu finden. Zwei Personen betreuen die Aktion und springen auch als Leser ein, falls Lücken entstehen. Sobald der letzte Bibelvers vorgelesen ist, beginnt ein Abschlussgottesdienst.Fällt es denn schwer, Menschen zu finden, die bei der Aktion mitmachen?
Wir haben ganz viele „Wiederholungstäter“, die schon einmal dabei waren. Wir werben für die Aktion im Gemeindebrief und haben Aushängen im Einkaufszentrum gemacht. Menschen können natürlich auch nur zuhören, wenn sie möchten.Was erhoffen Sie sich von der Aktion?
Dadurch kommen nicht unbedingt mehr Leute in unsere Gottesdienste. Die Beteiligten machen aber Erfahrungen mit der Bibel als lebendigem Wort Gottes. Sie sind dann von der Passage, die sie lesen, besonders angesprochen oder lesen ihren eigenen Konfirmations- oder Trauspruch und machen dabei eine persönliche Entdeckung. Wir hatten eine Mutter, deren Sohn tödlich verunglückt ist, die dessen Konfirmationsspruch lesen durfte. Manchmal entdecken Menschen auch zuhause wieder die Bibel für sich und beschäftigen sich intensiver damit.Welche konkreten Auswirkungen hat das Projekt auf ihre Gemeindearbeit?
Dadurch, dass ich seit dem 1. November im Ruhestand bin, habe ich Zeit, einen Gesprächskreis anzubieten. Dort können wir über die Bibel auch ins Gespräch kommen. Die Gemeinde soll die Bibel neu als ihre Glaubensgrundlage erfahren.Welche Passage würden Sie gerne lesen?
(schmunzelt) Ich lasse es mir nicht nehmen, die erste Passage zu lesen. Letztes Mal hatte ich eine Passage, in der es um die weltlichen Mächte und Kräfte ging, die zerstören wollen. Da wurde mir noch einmal klar, dass wir Christen einigen Störfeuern ausgesetzt sind. Ich lasse mich überraschen, welche Passagen ich noch lesen darf. Zu meinen Lieblingsbibelstellen gehören die Paulus-Worte.Was wünschen Sie sich für die 84 Stunden?
Mir ist es wichtig, dass die Menschen tiefergehende Erfahrungen mit dem lebendigen Wort Gottes machen. Es ist deswegen auch keine Aktion für irgendwelche Rekordbücher, sondern sie hat ein spirituell-geistliches Ziel. (pro)Vielen Dank für das Gespräch.