Abgeschiedenheit, Gebet, Stille und Arbeit. Das Bild, das die Gesellschaft von Mönchen hat, ist oftmals klischeebehaftet und eintönig. Wie wenig weltfremd und wie aufregend der Alltag von Mönchen jedoch sein kann, zeigt Pater Tobias in seinem Buch „Der Marathon-Pater. 60.000 Kilometer gegen die Armut“. Der Pater Tobias Breer erzählt darin von seinen beiden Leidenschaften: dem Laufen und Gott.
Dabei sind die beiden Dinge für den 57-Jährigen nicht zwei paar verschiedene Schuhe, sondern gehören zusammen. Im Laufen begegnet Pater Tobias Gott und findet Zeit, mit ihm zu sprechen. Im Buch nimmt er die Leser auf seine Langstreckenläufe in aller Welt mit und gibt Einblicke in die Gespräche mit seinem Schöpfer, die er während seiner Wettkämpfe führt. Da kommt es auch schon mal vor, dass er während eines 172-Kilometer-Laufes durch die Wüste des Oman das Kirchenlied „Morgenstern der finstern Nacht“ auf seinen Lippen hat. Aber auch von den Zweifeln und den Verlockungen aufzugeben, die während der Wettkämpfe aufkommen, berichtet er.
Lesenswert macht das Buch jedoch die Tatsache, dass es viel mehr zu bieten hat, als „nur“ Erfahrungsberichte über verschiedene Ultramarathons inklusive christlicher Tipps, eben solche Läufe durchzustehen. Vielmehr beschreibt er, wie er Menschen, denen es finanziell oder sozial nicht so gut geht, ganz praktisch hilft. Denn als Pastor der Herz-Jesu-Gemeinde in Duisburg begegnet ihm jeden Tag viel Leid. Stadtweit ist jedes dritte Kind von Armut betroffen. Die Arbeitslosenquote liegt bei 13 Prozent.
Herz für Benachteiligte
Pater Tobias sieht diese Not in seinem Alltag und während seiner vielen Trainingsläufe durch die Ruhrmetropole. Vor einigen Jahren stellte er sich die Frage: „Was würde Jesus tun?“ Der Geistliche kam zu dem Schluss, dass Jesus nicht weglaufen, sondern handeln würde. Und so begann der Pater einen weiteren seiner Wesenszüge mit dem Laufsport zu verknüpfen: Sein Herz für benachteiligte Menschen. Er beschloss, mit Hilfe seiner vielen Läufe Spendengelder zu sammeln und damit benachteiligten Menschen zu helfen. Mit dem Geld finanziert er unter anderem Gemeindearbeit und stellt eigene soziale Projekte auf die Beine.
Im Buch berichtet er von einigen der Projekte. Eines ist „LebensWert“. Dort gibt es neben sozialen Beratungsangeboten auch ganz praktisch die Möglichkeit der Gemeinschaft in einem Café für Menschen, die allein leben oder sich einsam fühlen. Bei einer anderen Unternehmung hat der Pater gemeinsam mit Geflüchteten das Restaurant „Sham“ gegründet. Authentisch erzählt er im Buch von vielen persönliche Begegnungen mit Menschen, die bei ihm Hilfe gesucht haben. Bemerkenswert: Neben Erfolgen verschweigt er weder Misserfolge, noch persönliche Kämpfe. So stand das Restaurant nicht nur einmal wegen seiner finanziellen Situation vor der Schließung.
Motiviert, selbst aktiv zu werden
Für 2023 hat Pater Tobias ein neues Ziel. Er will in der eisigen Kälte der Antarktis einen Marathon laufen. Mit den Geldern, die er so einsammeln möchte, soll die Fassade seiner Kirche renoviert werden.
Das Buch „Der Marathon-Pater“ motiviert dazu, den Schreibtisch zu verlassen und draußen laufen zu gehen. Laufen, um dem Körper etwas Gutes zu tun und auszutesten, wie es ist, während des Sports zu beten. Und das Buch macht Mut, die Augen vor Problemen und unserer Gesellschaft nicht zu verschließen und auf kreative Art und Weise, nach Lösungen zu suchen. Obwohl das Buch weit weg von einer klassischen Sportlerbiografie oder gar einem Trainingsbuch ist, kommt der Mönch doch nicht umhin, am Ende seines Buches noch Trainings- und Ernährungstipps für Hobby-Sportler aufzulisten. Doch auch diese sind, wie das ganze Buch, zu empfehlen!
Tobias Breer, Jutta Hajek: „Der Marathon-Pater. 60.000 Kilometer gegen die Armut“, bene!, 192 Seiten, 18 Euro, ISBN 9783963401039
Eine Antwort
Danke für diesen Buchtipp. Das wird wohl auf meinen nächste Einkaufsliste gesetzt. 🙂
https://www.scm-shop.de/der-marathon-pater.html
Angesprochen hat mich auch dieses Zitat: >Da kommt es auch schon mal vor, dass er während eines 172-Kilometer-Laufes durch die Wüste des Oman das Kirchenlied „Morgenstern der finstern Nacht“<
Lieder sind auch mir eine besondere Quelle der Freude und Ermutigung. Heute Morgen begann mein Tag mit "Morgenglanz der Ewigkeit"
(Hörbeispiel hier: https://www.youtube.com/watch?v=3ompKLYyVWk )