Bevor die Mauer fiel, hatten in Leipzig Entwicklungen begonnen, die im Herbst 1989 zur „Wende“ führten. Die dortigen Montagsdemonstrationen waren gegen das DDR-Regime gerichtet. Sie entwickelten sich aus den Montagsgebeten, die in der Nikolaikirche bereits Anfang der 1980er-Jahre stattfanden. Aus anfänglich nur wenigen Teilnehmern wurden im Jahr der Wiedervereinigung über 100.000 Menschen. Sie demonstrierten für Demokratie, freie Wahlen, Reisefreiheit und die Einheit Deutschlands. In Erinnerung an diese Ereignisse hat die Initiative gott.net einen weiteren 0-Euro-Schein zur friedlichen Revolution herausgegeben.
Eine Schlüsselfigur dieser Ereignisse war der damalige Pfarrer der Nikolaikirche Leipzig, Christian Führer. Der 2014 verstorbene Theologe sagte, dass die Wirkung der „Montagsgebete“ in seiner Kirche so nicht vorhersehbar war. Im Interview des Tagesspiegel 2009 beschrieb er die „Akteure“: „Diese Massen waren so unchristlich erzogen – bei den Nazis mit Herrenrassendünkel und Kriegsvorbereitung, in der DDR mit Klassenkampf und Feindbild und der These, dass das Gefasel von der Gewaltlosigkeit gefährlicher Idealismus sei, die Panzer-Ecke im Kindergarten galt als Friedenserziehung.“
„Wir waren auf alles vorbereitet: nur nicht auf Kerzen und Gebete“
Führer führte gegenüber dem Tagesspiegel weiter aus: „Und nun nahmen die so erzogenen Menschen die Botschaft der Bergpredigt auf und erkannten sie als Chance. Mit diesem Mut gingen sie aus der Nikolaikirche heraus und fassten die Botschaft Jesu in die zwei Worte: Keine Gewalt. Das ist ein ungeheurer Vorgang. Kein Pfarrer, kein Bischof, kein Theologieprofessor hat es erfunden.“ Ihm selbst habe ein Wort aus dem Hebräerbrief geholfen: „Wir gehören nicht zu denen, die zurückweichen und verloren gehen, sondern zu denen, die glauben und das Leben gewinnen.“
Auf Gewalt war die DDR-Führung 1989 vorbereitet. 8.000 Polizisten standen bereit, um den Demonstrationszug aufzulösen. Doch die Demonstranten blieben friedlich und gewaltlos. Damit hatte die Staatsmacht nicht gerechnet. Volkskammer-Präsident Horst Sindermann fasste das später so zusammen: „Wir waren auf alles vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und Gebete.“
Der Schein wird auf Banknoten-Papier gedruckt und weist alle Sicherheitsmerkmale eines Geldscheins auf. Er sei etwa so groß wie eine 20-Euro-Note. Die Initiative hatte bereits im Luther-Jahr 2017 0-Euro-Geldscheine herausgegeben. Darauf stand der Satz „Gottes Gnade gibt es umsonst“. Weitere Geldscheine gab es zum Jahrestag der Barmer Theologischen Erklärung und zu Bonifatius, der als Missionar der Germanen gilt.
Von: Johannes Blöcher-Weil