So viel zahlte die Bundesregierung an Journalisten

Journalistin Linda Zervakis hat für ein Interview mit Bundeskanzler Olaf Scholz vom Kanzleramt Geld erhalten. Dass Journalisten von der Regierung mitunter erhebliche Summen erhalten, ist offenbar kein Einzelfall.
Von Norbert Schäfer
Bei Offshore-Dienstleistern geht es nicht nur um das Verstecken von Geldern. Indirekt lassen sich über kriminelle Aktivitäten durch Briefkastenfirmen auch Kriege finanzieren wie das Beispiel des Assad-Regimes zeigt.

Die taz hatte in einem Artikel offengelegt, dass ProSieben-Moderatorin Linda Zervakis für ein Interview mit Bundeskanzler Olaf Scholz im Juni 2022 auf der Republica in Berlin Geld vom Kanzleramt bekommen hat. Den Recherchen der taz zufolge hat Zervakis eine Zahlung, ihr Anwalt spricht von einer „Kostenpauschale“, von 1.130,50 Euro vom Kanzleramt erhalten. Nun hat eine Anfrage der AfD-Fraktion im Bundestag dabei geholfen, weitere Details ans Licht zu befördern.

Die „Kostenpauschale“ für Zervakis war Recherchen von t-online zufolge demnach nicht alles. Wie das Portal herausgefunden hat, bekam die Ex-Tagesschau-Sprecherin weit mehr Geld von der Regierung. Insgesamt soll die Journalistin 12.000 Euro erhalten haben. Das haben die Journalisten anhand einer öffentlich zugänglichen Bundestagsdrucksache errechnet.

Mehr als 1,47 Millionen Euro seit 2018

Die Antwort der Bundesregierung vom 1. März (Drucksache 20/5822) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Bundestag (Drucksache 20/4433) vom November 2022 gibt in einer Auflistung Aufschluss über Zahlungen von Bundesministerien und -behörden an Journalisten. In der Aufstellung wird Zervakis zwar nicht namentlich genannt, weil aber den anonymisierten Zahlungsempfängern konkrete Termine und zudem Arbeitgeber zugeordnet sind, lassen sich entsprechende Rückschlüsse ziehen. Die Drucksache zeigt auch, dass Zahlungen an Journalisten – es handelt sich dabei um teils erhebliche Summen – offenbar kein Einzelfall sind.

Laut der Aufstellung haben Bundesministerien und Bundesbehörden von 2018 bis 2023 rund 1,47 Millionen Euro an 200 Journalisten unter anderem von ARD, ZDF und Deutscher Welle für Moderationen, Medientrainings, Lehraufträge und anderem gezahlt. Demnach hat ein ZDF-Journalist (in der Drucksache „Journalist 102“ genannt) zwischen 2018 und 2021 mehr als 32.000 Euro für die „Erstellung von Videoinhalten“ erhalten. Dabei verfügt das „Presse- und Informationsamt der Bundesregierung“, es handelt sich um eine Bundesbehörde, über rund 480 eigene Bedienstete. Dazu kommen die Pressestäbe der Ministerien. Zum Vergleich: Bei der taz, der Tageszeitung, die mit ihrer Veröffentlichung über Zahlungen der Regierung an Zervakis den Stein ins Rollen gebracht hatte, arbeiten in Redaktion und Verlag rund 250 Mitarbeiter.

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